: Ausgehverbot in Gaza
In dem von Israel besetzten Gaza-Streifen herrscht der Ausnahmezustand In Israel verfügte die Regierung ein Arbeitsverbot für 60.000 Palästinenser ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
Seit Montag abend herrscht in dem von Israel besetzten Gaza -Streifen der Ausnahmezustand. Die israelischen Militärbehörden haben über den gesamten Gaza-Streifen eine Ausgangssperre für unbegrenzte Zeit verhängt und alle in Israel arbeitenden Palästinenser aufgefordert, sofort in die besetzten Gebiete zurückzukehren. Das Ausgehverbot, das um 19.30 Uhr Ortszeit in Kraft trat, wurde ohne nähere Begründung verhängt.
Am Dienstag morgen forderte die Polizei sämtliche israelischen Arbeitgeber über Rundfunk auf, die bei ihnen beschäftigten Palästinenser sofort nach Hause zu schicken. Die Rückkehr der Arbeitsmigranten in den Gaza-Streifen führte zu anhaltenden Staus am Nordeingang des Territoriums. In der Gegend von Tel Aviv, wo die meisten der etwa 60.000 Palästinenser aus dem Gaza-Streifen arbeiten, führte die Polizei Razzien durch.
Die in ihrer Auswirkung ungewöhnlich harte Maßnahme gehört zum Paket „neuer Methoden“ der israelischen Besatzungsbehörden zur Bekämpfung der Intifada. Der Bevölkerung des Gaza-Streifens soll klargemacht werden, „daß nicht irgendein Flugblatt der Intifadaführung entscheiden wird, wer hier Herr im Hause ist“, so ein Sprecher der Militärbehörden.
In der Westbank und im Gaza-Streifen, wo aus Protest gegen die Festnahme Hunderter von Palästinensern am Montag ein Generalstreik stattfand, führte das Militär Strafaktionen gegen Palästinenser durch: Häuser wurden versiegelt oder zerstört, zwei Dutzend Menschen wurden verletzt, ein Demonstrant wurde bei Auseinandersetzungen im Lager Chan Junis erschossen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Dienstag das „unmenschliche Verhalten“ der israelischen Behörden in den besetzten Gebieten verurteilt.
In einer Erklärung hieß es, Israel füge den dort lebenden Palästinensern „physische und psychische Traumata“ zu und halte Tausende von Menschen in den „Kerkern der besetzten Gebiete“ gefangen. Die Weltgesundheitsorganisation sprach vom „Recht der palästinensischen Flüchtlinge und Deportierten“, ihren Boden, dessen sie beraubt worden seien, wiederzuerlangen. Siehe auch Bericht auf Seite 6
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