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Graue Panther gründen Graue Partei

■ Weil die Grünen Altenquotierung ablehnen: Panther-Bundesvorsitzende Trude Unruh will in der neuen Partei „Die Grauen“ schon im nächsten Bundestags-Wahlkampf kandidieren / Vgl. Interview Seite 26

„Wenn wir uns das gefallen lassen, sind wir nur noch graue Katzen“ - aufgebracht wedelt Trude Unruh, Vorsitzende und Gründerin des Senioren-Schutz-Bundes „Graue Panther“ und bisher parteilose Bundestagsabgeordnete, mit einem Brief der Grünen. In einem Agreement mit der ökologischen Partei war sie mit Beginn der Legislaturperiode zu dem Bundestagsmandat gekommen. Für den Europa- und jeden weiteren Wahlkampf hatten die Panther von den Grünen eine Quotierung gefordert.

Der ehemalige Bundesvorstand der Grünen hatte dies auch zugesagt: einen sicheren Listenplatz auf der Europa-Liste für die zweite Bundesvorsitzende der Panther, Lisette Milde. So zumindest schilderte Trude Unruh gestern vor der Presse die Vorgeschichte.

„Doch dann wurden fünf Frauen dagegen aufgestellt. Immer wieder wurde noch eine Junge davorgeschoben.“ Trude Unruh ist in Rage. „Aus dem sicheren 6. oder 7. Platz wurde Platz 12 für unsere Lisette“, und dabei habe sie so viele Kampa

gnen für die Grünen aktiv mitgetragen. Trude ist erbost. Sie weist erneut auf den Brief von Ralf Fücks, dem neuen Sprecher im Bundesvorstand der Grünen. „Er lehnt unsere Forderung schlichtweg ab.“ Daraufhin haben sich die Grauen Panther in der Sitzung ihres Bundesvorstandes vor zwei Tagen (auf ihrem Bundestreffen in Bremen) zu dem entschlossen, was schon gemunkelt wurde: Die Gründung einer eigenen Partei. Formal muß dies auf der Jahreshauptversammlung der Panther im Juli in München beschlossen werden. Satzung und Name („Die Grauen“) liegen als Entwurf vor. Und Trude sagte zu, für den nächsten Bundestagswahlkampf breits als „Die Graue“ zu kandidieren: „Verlieren können wir nichts“, sagt sie und verweist zuversichtlich auf potentielle Wähler: 30.000 Mitglieder des SSB „Graue Panther“, eine Million Mitglieder des VdK, und rund 13 Millionen Bundesbürger sind über 60. „Außerdem richten wir uns auch an Junge. Wir leben schließlich im Generationenverbund.“

Bis zur Bundestagswahl sind es

noch 500 Tage. Zeit genug, meint die resolute 64jährige. Bis dahin will sie ihr jetziges Bundestagsmandat behalten. Darüber hinaus will sie auch künftig Partei und Senioren -Schutz-Bund weiter parallel betreiben. Die neue Partei soll vorrangig für die Interessen Älterer eintreten. Rente soll das Wahlkampfthema Nr. 1 sein. Aber auch all das, was die Grauen Panther als ihre Ziele proklamiert haben: „Der Senioren-Schutz-Bund bleibt von der anvisierten Parteigründung unberührt und in vollem Umfang und gleicher Zielsetzung erhalten“, sagt die quirlige Wuppertalerin.

Ganz ohne Murren hat die Bundesversammlung den Vorstandsbeschluß jedoch nicht aufgenommen. Verschiedentlich ist Mißmut zu vernehmen, als die Mitglieder in die Mittagspause strömen: „Sie weiß schon, warum sie nicht abstimmen läßt.“ Im Laufe des Vormittags hatten einzelne Delegierte von ihrer Arbeit an der Basis berichtet. Da lief die Zusammenarbeit mit den Grünen offenbar besser als auf Bundesebene.

Und Ralf Fücks, der Buhmann

des Panther-Tagungs-Tages, erklärte der taz am Telefon: „Wir haben in dem Brief klar die weitere Zusammenarbeit mit den Panthern gewünscht. Aber wir

können ihnen kein Monopol für altenpolitische Fragen einräumen. Unter uns: Schau Dich doch mal um im Bundestag...“

Birgitt Rambalski%

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