: Chinas Soldaten zwischen den Fronten
■ Interview des chinesischen Fernsehens mit zwei Offizieren der Volksbefreiungsarmee in Peking
TV: Könnten Sie sagen, wo ihre Truppen sind und warum sie nicht zum Tiananmen-Platz gelangen konnten?
Offizier A: Unsere Truppen stehen im Bezirk Shijingshan, und wir konnten nicht weiter zum Tiananmen vorrücken, da wir von der Bevölkerung gestoppt wurden. Unsere Vorgesetzten lassen uns hier bleiben, bis neue Befehle kommen.
Wie versuchen Sie, Konfrontation zu vermeiden.
Wir handeln gemäß den Befehlen der Zentralen Militärkommission, daß wir versuchen sollen, Zusammenstöße zu vermeiden, aber die Leute verstehen uns nicht. Besonders am Samstag morgen, als wir einschreiten sollten, fielen viele unfreundliche Worte. Wir haben die Truppen angewiesen, dies zu ignorieren und alles zu versuchen, um Zusammenstöße zu verhindern. Dabei haben uns auch die Studenten viel geholfen. Bislang hatten unsere Truppen noch keinen Konflikt mit den Studenten und der Bevölkerung. Gestern blieben unsere Soldaten den ganzen Tag in den Armeelastwagen. Trotz des Hungers und der Hitze hielten sie strikte Disziplin ein. Heute (Montag) möchten unsere Vorgesetzten, daß wir uns zurückziehen, aber aus verschiedenen Gründen war uns das nicht möglich. Unsere Soldaten haben kein Bettzeug dabei und keinen Regenschutz, und jetzt schlafen sie auf der Erde.
Offizier B: Wir sind jetzt hier, und heute versorgt uns das Pekinger Stahlkombinat mit Essen und Wasser. Sie brachten uns Brot, Reisuppe und Salzgemüse.
Ist es immer noch möglich, daß Ihre Truppen in die Innenstadt marschieren?
Ich habe gerade die Gegend vor uns inspiziert, und ich fand, daß dort noch sehr viele Leute sind, die uns den Weg blockieren. Unter diesen Umständen haben wir ein peinliches Gefühl. Wir wollten uns zurückziehen, doch dies war uns nicht möglich.
Hat man sie über die Lage in Peking informiert, als man ihnen den Befehl zum Einmarsch gab?
Man befahl uns, nach Peking zu gehen, um die Ordnung in der Hauptstadt aufrechtzuerhalten.
Was sagten Sie ihren Soldaten und Offizieren bei der Mobilisierung?
Es wurde deutlich festgestellt: Nach dem Auftrag unserer Vorgesetzten sollten wir die Stadt Peking, die Einwohner Pekings und die Studenten lieben. Das haben wir den Soldaten mitgeteilt. Unsere Soldaten haben sich gut gehalten. Es machte ihnen nichts aus, daß sie nichts zu essen und zu trinken hatten und nicht schlafen konnten. Keiner der Soldaten hat die Disziplin verletzt.
Übersetzt von Reinhold Wandel aus 'China Daily‘ vom 24. Mai (gekürzt)
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