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„Wir, die Bunsreplik“

■ Weizsäcker: Die Deutschen dürfen bleiben wie sie sind

„Wir, die Bundesrepublik ... dürfen uns so annehmen, wie wir sind, und gemeinsame Leistungen getrost anerkennen, wir blicken zurück auf ein gutes, zukunftsoffenes Kapitel unserer Geschichte und können dafür nur dankbar sein“ - mit diesen Worten ihres frisch wiedergewählten Bundespräsidenten präsentierte sich gestern auf einem Festakt die nunmehr 40jährige Bundesrepublik in Bonn. Richard von Weizsäckers zuvor als „programmatisch“ deklarierte 45minütige Rede war als Höhepunkt des Geburtstagsspektakels erwartet worden. Von der Selbstreflektion und Kritik der legendären „8.-Mai-Rede“ des Bundespräsidenten hatten seine Ghostwriter so gut wie gar nichts beigemischt. Im Eiltempo handelte Weizsäcker Ozonloch und die Situation der Frauen ab („Sie sind freier geworden. Das ist ein Gewinn für sie.“), würdigte den „atemberaubenden Prozeß“ in Osteuropa und gab den Kriegsdienstverweigerern eins hinter die Ohren: die sollten gefälligst wissen, daß der Kriegsdienst ein „Kriegsverhinderungsdienst“ sei. Das Thema Rechtsradikalismus taucht nur in Form „politischer Exzentriker“ auf, „die an die extremen Ränder drängen“, wo „kein guter Platz für demokratische Parteien ist“. Insgesamt, so das präsidiale Fazit, sei die Republik 40 Jahre nach der Verkündigung ihrer Verfassung in guter Verfassung. Mehr Solidarität mit den Schwachen und mehr Verantwortung von der jüngeren Generation forderte Bundestagspräsidentin Süssmuth. „Mehr Elan und mehr Mut“ zur Lösung gesellschaftlicher Probleme wünschte Björn Engholm, der in seiner Eigenschaft als Bundesratspräsident wenigstens einen Tropfen der Kritik in die Sektgläser fallen ließ: „Die Bundesrepublik ist unser Staat. Er ist nicht vollkommen.“ Wenn es um die Integration von Ausländern gehe, „probt manche deutsche Seele den Aufstand“. Ausschnitte aus der Weizsäcker

Rede und Kommentar auf Seite 8

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