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Bammel vor Springer- Unterwanderung

■ 'Volksblatt'-Redakteure besorgt über Springer-Einstieg / Kartellamt will Beteiligung prüfen / Kritik von Parteien und Gewerkschaften

Die Redakteure des 'Volksblatts Berlin‘ sind über den Einstieg des neuen Minderheitengesellschafters Springer bei dem bisher unabhängigen Familienunternehmen besorgt. Die Folgen seien nur schwer abschätzbar. „Niemand kann uns Redakteurinnen und Redakteure im Moment der Sorge entheben, daß das 'Volksblatt‘ möglicherweise sanft und schleichend, aber sicher in den Springer-Konzern eingegliedert wird“, heißt es in einem „Brief an die Leserinnen und Leser“, der heute veröffentlicht wird.

Im Ergebnis einer gestrigen Versammlung von mehr als 70 'Volksblatt'-MitarbeiterInnen, bei der auch die Verlegerin Below-Lezinsky anwesend war, sah der Betriebsratsvorsitzende des Blattes, Dieter Pienkny, Befürchtungen vor einer Rationalisierungswelle im technischen Bereich bestätigt. Die Verlegerin habe eine vom Betriebsrat geforderte Offenlegung des Geschäftsvertrags zwischen dem Springer-Konzern und dem 'Volksblatt‘, der genauere Aufschlüsse über die Pläne erlaubt hätte, kategorisch abgelehnt. Statt dessen sei von ihr vage angedeutet worden, daß es in dem Zeitungshaus in Zukunft „etwas straffer“ zugehen werde.

Das Bundeskartellamt will die Beteiligung des Axel-Springer -Verlages am 'Volksblatt Berlin‘ prüfen. Die Regierungsparteien und die Gewerkschaften übten unterdessen Kritik an dem Einstieg Springers in den bislang unabhängigen Verlag. Am Mittwoch abend hatten Springer und 'Volksblatt‘ in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt, daß der Springer -Konzern sich mit 24,9 Prozent am Stammkapital des linksliberalen 'Volksblatts‘ beteiligt hat. Kartellamtssprecher Hubertus Schön sagte gestern auf Anfrage, seine Behörde werde die Verträge anfordern. Dabei gehe es um die Prüfung der Frage, ob der Einfluß Springers auf den bisherigen Familienbetrieb nicht die Grenze der wirtschaftlichen Beteiligung von 24,9 Prozent übersteige. Springer blieb damit unter der kritischen Grenze von 25 Prozent, bei der eine Beteiligung vom Kartellamt mit ziemlicher Sicherheit untersagt worden wäre.

Sozialdemokraten und AL zeigten sich besorgt um die redaktionelle Unabhängigkeit beim 'Volksblatt‘. Bei einem Fortschreiten des Konzentrationsprozesses sei die für das Funktionieren eines demokratischen Gemeinwesens erforderliche Pluralität der öffentlichen Meinungen nicht mehr gegeben. Der Journalistenverband fragte, ob die Mittel für eine Kapitalerhöhung wirklich nur in der Kochstraße zu bekommen gewesen seien.

dpa/taz

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