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Index on Censorship

Um Salman Rushdie und sein Buch, die Satanischen Verse, ist es gefährlich still geworden. Keiner Zeitung war es mehr eine Schlagzeile wert, als die Liberale Partei Italiens Salman Rushdie zu einem ihrer Kandidaten bei der Europawahl dieses Jahres machte oder als kürzlich der Verlagsgigant Collins, offenbar aus Furcht vor einem Boykott seiner Verlagsprodukte im Nahen und ferneren Osten, die Publizierung eines Readers zur Rushdie-Affäre nach einer ersten Zusage schließlicn im letzten Moment ablehnte (er wird vermutlich dennoch Ende Juni in Großbritannien erscheinen können, übernommen vom Verlag Fourth Estate).

Die Beiträge dieser Auswahl aus 'Index on Censorship‘ machen dagegend deutlich, wie sehr die Ereignisse vom Anfang des Jahres weiterhin das Leben von Journalisten und Schriftstellern bestimmen, deren Ländern eine „Islamisierung“ droht (von jenen in islamischen Ländern ganz abgesehen), und wie tief sie in das labile Gleichgewicht multikultureller Gesellschaften eingegriffen haben. Der Beitrag von Fazaneh Asari ist, auch wenn er sich zunächst nur mit britischen Medien beschäftigt, ein zusätzlicher Versuch, kulturelle Klischees auch aus der seriösen und liberalen Nachrichten- und Dokumentationsmaschinerie ins Licht der Aufmerksamkeit zu rücken. Durch ihn und die Chronik der Affäre wurde mir besonders deutlich, daß die Dynamik der Ereignisse sich auch einer gefährlichen Dialektik von Heimat und Exil verdankt. Eine so heftig explodierende Identitätsversicherung von Emigranten wie jenen in Bradford - und auch Khomeini war 15 Jahre im Exil sollte zu denken geben in einer Welt, deren gesamte Flüchtlings- und Emigrationsbevölkerung in Millionen gezählt wird.

Seit Mai 1988 übernimmt die taz regelmäßig Beiträge aus der in London erscheinenden Monatszeitschrift 'Index on Censorship‘. Diese widmet sich verbotenen Texten aus aller Welt und wird in über 100 Ländern vertrieben. Verantwortlich für Auswahl und ÜbersetzungUta Ruge

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