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Knight-Rider - kein Schokoriegel

■ Zum Bremer Symposium „Kinder und Medien“ am Wochenende - Welche Medienpädagogen verdient das Land?

Geschickten Journalisten“, befindet der Podiumsmann vom Rundfunkausschuß, biete das Thema Stoff genug, mit „Süffisanz“ eine „Permissivität“ herzustellen. Also lassen wir das, was immer es sei, und begeben uns in den Bauch der Bestie.

Kinder und Medien in Europa, das Thema des Bremer Symposiums, klingt täuschend schlicht. Dabei wollen die Bremer Veranstalter - Rundfunkausschuß, Landesbildstelle und Institut für Popular-und Kinderkultur - neue Verdauungswege aufzeigen. Wir halten fest: Es gibt Kinder (wo?), es gibt Medien (da!), und es gibt Fachleute, die mit ihren Fächern Wind machen. Dieses Mal im europäischen Komparativ. Nun wissen alle Medienpädagogen, daß Kulturpessimisten out sind und keine redlich reflektierende Person mehr hören kann, daß Kinder zuviel fernsehkucken. Also ist das Fernsehen kein Teufel mehr, sondern stinkt nur noch ein bißchen.

Verständig hält sich denn auch Karl Bauer, Medienwissenschaftler aus Essen, die Nase zu, lehnt eine Dämonisierung des Medienensembles ab und sieht keine dramatische Zunahme von kindlichem Fernsehverhalten. Im übrigen sei die 60er-Forschung überholt (von wem oder was?). Heinz Hengst, Bremer Medienfachmann, faßt am zweiten Tag den italienischen und den schwedischen Vortrag über die jeweiligen Landeskinder zusammen. Roberto Farne, Medienpädagoge aus Bologna, habe festgestellt, daß in Italien das Fernsehverhalten durch „Passivierung und Verhäuslichung“ bestimmt sei. (Behalte: Italien hat ca. 4000 private Rundfunken- und 700 Fernsehstationen.) Cecilia von Feilitzen, schwedische Medienforscherin und Ausnahme von den Regelmännern (von ihr stammt die einzige Langzeituntersuchung über Kinder und ihr Medium im Verlauf von 25 Jahren, die sich mit lebenden Kindern befaßt hat), habe gezeigt, wie gläsern der Schwede bereits sei. Dabei hatte sie interessante Erkenntnisse mitgebracht: Das Gerede vom Aussterben der Leser ist ein Mythos; das Medium ist nicht die Message, sondern Mittel zum Zweck; nicht Aktiv oder Passiv seien wichtig, sondern die soziale Struktur. Die Fachherren des Podiums simpeln hin und her, das ist nicht schwer. Das deutsche Fachpublikum sitzt im Glashaus wie im Badezimmer: Niemand werfe das erste Handtuch.

Da! Es ereignet sich, daß ein Sektierer zum Himmel schreit und Blutströme fließen sieht vom Bildschirm direkt ins Kulturzentrum, das absichtlich „Schlachthof“ heiße. Eine gute, öffentlich-rechtliche Tante verbittet sich den Vergleich mit den Privaten. Die jagen sie zwar, aber sie will sich noch lange nicht ergeben. Die Privaten sind nämlich ein droßer, droßer böser Onkel, der die Kinder gegen ihren Willen in den Reizwald lockt, wo man die Echtwelt nicht mehr sieht. Mehrere Pädagogen fassen Mut und wollen keine Nebensündenböcke sein. Gäbe es nicht auch andere böse Erwachsene?

Schließlich will das Podium eine Erkenntnis festhalten: Die Kinder sollen Medien durchschauen lernen. Wie das geht, führt ein Filmemacher alias Sozialpädagoge vor. Er hat mit chronisch benachteiligten Kindern aus Problemgebieten ein Science-fiction-Video-Projekt „abgedreht“. Ein solcher Mensch ist ein guter Mensch ist ein guter Mensch ist ein... Und dreht anschließend eine doppelt so lange Dokumentation über den Kinderfilm. Heftige Schwenks über das Grauganze mit dem Ergebnis, daß die Kinder gelernt haben: leise und pünktlich zu sein. Was haben wir gelernt? Daß die meisten Erwachsenen bei „Knight-Rider“ an Schokoriegel für nachts denken. Daß jedes Land den Medienpädagogen hat, den es verdient.

Claudia Kohlhase

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