: „Will Schreyer uns verjraulen?“
■ Een oller Berlina (Baujahr 38) und taz-Leser sinniert, warum er seine Sejeljolle vont Jroße Fensta entfernen soll, um det Jewässer zu schützen
Also Leute, ich darf ma mal als „ollen Berlina“ bezeichnen. Ick wurde anno 1938 in't Neuköllna Krankenhaus uff diese schöne Welt befördat, (war übrijens meine einzije Beförderung, wenn man von de Beförderung durch Fahrzeuje absieht), aba dett nur nebenbei. Also fuffzich Jahre Berlin, da ha‘ ick schon allerhand erlebt. Einkommensmäßich jehöre ick - Leistungsprinzip hin, Leistungsprinzip her - an't untere Ende vonne Scala. Aba ick habe eens jelernt: man kann jaanich so doof denken, wie't kommt. Und nu komm ick langsam ssua Sache.
Als ick inne Lehre jing, jing ick nich sondan ick fuhr und zwar mit'n Fahrrad und nich nua bei schönet Wetta sondan ooch in Winta bei Matsch und Eis zwischen de Schienen der damals noch so umweltfreundlichen Straßenbahn. Von sowat könn de meisten Öko-Freaks und de Moutain-Bike-Spinna, und nich zu vajessen de Umweltsenatorin, nur träumen. Na jut. Irjendwann hatte ick ooch 'n ollet Auto. Allerdings nich schon mit 20 als Sportstudent, wie et heute ja wohl sein muß.
Und denn ha ick ma mal ne kleene Sejeljolle jekooft, weil ick ma dachte, wenn de schon die janze Woche ieba in de Abjase ackast, denn willste weenichstens in de Freizeit an de frische Luft. De Jolle lach an Tejeler See. Irjendwann mußten wa von't Bootshaus wech wejen een Bauvorhaben. Immahin wurden da Wohnungen jebaut. Nu iss ja die Zahl an Bootsliejeplätze natürlicherweise bejrenzt, und normalaweise könn sich ooch nur bessa Betuchte 'ne Jacht leisten. Ick landete (strandete) denn aba an't Jroße Fensta und fühlte ma mit mein kleen Äppelkahn fast schon wie'n Privilejierta und ooch relativ sicha. Bis denn eenes Taaches von Senat eene sojenannte Uferkonzeption hervorjebracht wurde. Dabei handelte et sich im wesentlichen un een möchlichet Bauvorhaben, wobei et darum jing, an de Ufer unserer Jewässa möchlichst viele Weje zu asfaltian oda betonian, damit ooch unse feine Damens und de Touristen mit ihre Stöckelschuhe anne Jewässa promenian könn. Aba wie det manchmal so jeht mit Senatsvorhaben - et wurde nischt drauß, unta andan wejen de Naturschützer und sonne Querköppe wie de Segla. Ich möchte noch bemerken, det ick schon een Naturfreund und 'n Umweltschütza war, als et det Wort noch janich jab. Ick kann z.B. ne Nachtigall von'n Zaunkönich oda 'ne Mönchsgrasmücke untascheiden, wat ick bei unse neue Umweltsenatorin erstma bezweifeln möchte. Bezweifeln möchte ick ooch noch einijet andere bei die neue Senatorin. Weil, die iss nämlich de Meinung, daß ausjerechnet 'n paar Segla und Surfer an't Jroße Fensta Schuld sind an unsere Umweltprobleme, und das die da wegsollen. Da ha ick erst vor zwee Jahre meene Jolle inne Werft in Spandau reparian lassen, um nich durch eijene Arbeit det Jrundwassa zu jefährden. Frachen Se nich, wat ma det jekostet hat.
Da ick ma einbilde, schon von jeher een einijermaßen ausjeprächtet Umweltbewußtsein zu besitzen, hatte ick ma für't Sejeln entschieden und nich für z.B. Wassaschi oda z.B. Fallschirmspringen, wat ja sojar von Senat subventioniert wurde und vielleicht noch wird. Ick donna ooch nich mit 'n schweret Motorrad oda 'n frisiertet Auto de Avus oda mit 'n Motorjacht de Havel ruff und runta. Ick kann sojar mit 'n Fahrrad oda mit de BVG (wo bleiben die Rußfilter für Busse?) zu mein Bootsliejeplatz jelangen. Doch nu dämmat ma ooch langsam der Hintersinn von unse Senatorin. Vielleicht will se umweltbewußte Leute aus Berlin verjraulen, um damit die Wohnungsnot entjejenzuwirken? Aba da ick als „olla Berlina“ ja wohl doof sein muß, seh ick det wahrscheinlich allet janz falsch.
Euer Quersegler Robert Klafft
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