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Matjes, geborener Hering

■ Wie gestern die Matjes-Saison auf dem Domshof eröffnet wurde / Holländische Heringselite zu Gast

Auf der Krawatte des Redakteurs vom Fischmagazin schwimmen drei kleine Fischchen nach rechts weg. Matjes?

Die „Creme des Matjes“, so der Veranstaltermoderator und Fischfach(pro)motor Peter Koch-Bodes auf dem Matjesfaß, ist an diesem Mittwoch auf dem Domshof versammelt. Das sind Fischfachhändler, Fischfachjournalisten, Fischfunktionäre, Fisch

promoter und ein Innensenator. Das Volk will auch da sein und einmal einen Matjes zum Anfassen und Aufessen. Es ist so voll, daß man die Creme nicht mehr sieht. Als Orientierungspunkte leuchten weiß die Holländerhauben der fünf Frau Antjes, sogenannte „Haringmeisjes“.

Damit die Meisjes dableiben und nicht vom Fernsehen entführt werden, beginnt nun offiziell mit Innensenator Sakuth der Start in die bremische und bundesdeutsche Matjes -Saison. Ein Matjesfaß wird aufgebrochen, damit der

von den mitveranstaltenden Holländern gestiftete holländische Fisch (ca 1.000 Matjes) verteilt werden kann. Die Tablett-Phallanx der Meisjes fällt. Das Publikum will an sein Recht. Hunderte von Schwänzen verschwinden in hocherhobenen Köpfen. Ein Tablettakrobat hat nicht mit Volkes Matjesleidenschaft gerechnet. Wer noch nie in einem Zwiebelringregen stand, weiß nicht, was er versäumt hat.

Herr Koch-Bodes, Vorsitzender des Bundesverbandes Fischfachhandel und des Bremer

Fischförderkreises, eröffnet auf seinem Matjesfaß eine amerikanische Versteigerung eben dieses Fasses. Der Erlös soll dem Verkehrswachtkasper zukommen. Der Verkehrswachtkasper sitzt auf der rechten Hand von Herrn Bornkessel von der Verkehrswacht, auf der linken sitzt der Polizeikasper. 2.140.- werden für die beiden Hauptdarsteller der Verkehrspuppenbühne ersteigert. 40.- stiftet Herr Sakuth „aus der Privatkasse!“. Zuhause ißt er Matjes mit Messer und Gabel und Pellkartoffeln. Sein Nachbar schaltet sich ein: „Ham Sie schon einen abgekriegt?“ Hat er. „Man ist eben kein Senator“, sagt der Rentner aus Erfahrung. Fischredakteur Herby macht mit den mitveranstaltenden Männern vom holländischen „Nationaal Visbureau“ bekannt.

Nach und nach stellt sich heraus, daß das Publikum von der gesamten holländischen Heringselite gespickt ist. Dr. Langstraat ist z.B. „Voorzitter“ des „Visserijcentrums“ in Rijswijk, verantwortlich fast für die gesamte Fischwerbung. In Holland muß der Matjes Spaß machen. Bei einem „Haringrace“ kämpft dort in einem echten Hafen eine Loggerflotte um den ersten gefangenen Hering. Gibt es keine Konkurrenz zwischen den veranstaltenden Ländern? Nein,“ der holländische Matjes ist sowieso der beste“. Und warum ist jetzt gerade Matjeszeit? Für den gebürtigen Hering ist der Frühjahrsplankton eine Art Super-Futter, das ruckzuck in Fett umgesetzt wird.

Nur erstklassiges Entkehlen und Entbluten garantieren sahnefarbiges, frisches Fischfleisch. Im Schütting warten die neue deutsche Fischküche und Fischtopflappen auf Fischer's Fritzen. Claudia Kohlhas

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