: 1.000 Intellektuelle auf der schwarzen Liste
■ Der prominente Regimekritiker Fang Lizhi ist untergetaucht / Bereits 1987 aus der KP ausgeschlossen
Unter offenbar dramatischen Umständen konnte sich der chinesische Astrophysiker und führende Vertreter der Demokratiebewegung des Landes Fang Lizhi einer Verhaftung durch Polizei und Sicherheitskräfte entziehen. Das ergab eine taz-Telefonrecherche unter chinesischen Intellektuellen. Der Aufenthaltsort des Wissenschaftlers ist seit einigen Tagen unbekannt - er ist untergetaucht. Damit soll er sich nach Aussagen von Freunden einer drohenden Verhaftung entzogen haben.
Als vor wenigen Tagen in Peking bekannt wurde, das Parteikomitee der Hauptstadt habe eine schwarze Liste erstellt, auf der bekannte Dissidenten zur Verhaftung erfaßt sind, wurde Fang von Mitgliedern der Bewegung gebeten, sofort seine Wohnung zu verlassen. Innerhalb einer Stunde habe er dann seine Koffer gepackt und sei mit seiner Frau verschwunden. Nur wenige Minuten, nachdem das einstige KP -Mitglied das Haus verlassen hatte, berichtete ein taz -Informant, habe die Polizei an seine Tür geklopft.
Fang Lizhi gilt als einer der schärfsten Kritiker der Zustände in China. Der einstige stellvertretende Direktor der Technischen Hochschule in Hefei hatte bereits 1987 seine Studenten dazu animiert, für Demokratie auf die Straße zu gehen. Daraufhin war er aus der Partei ausgeschlossen worden.
Wie weiter zu erfahren war, sollen in ganz China mittlerweile mehr als 1.000 bekannte Persönlichkeiten gesucht werden. Sie alle haben sich in den letzten Jahren als Kritiker der Kommunistischen Partei erwiesen oder haben die Proteste der Studenten unterstützt. Viele von ihnen sollen, wie Fang, mittlerweile untergetaucht sein.
J.K.
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