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Qualität ist Respekt vor dem Volk

■ Gegen die internationalen Konzerne - Pressekonferenz bei Redemeister & Ulrichs

„Qualität ist Respekt vor dem Volk“, steht als Motto über dem 80seitigen Wein-Prospekt der exklusiven Import-Firma Redemeister & Ulrichs. Das Wort stammt von dem in Bolivien ums Leben gekommenen Revolutionär Che Guevara, wie das noble Heft auch ausweist. Für WeinkennerInnen fängt die Qualität mit dem Namen an: Sie trinken nicht Wein, „sondern „Cote de Nuits“, „Rivera Rosso“ oder „Cote du Luberon“. Und so mußte das Unternehmen in der Zeit der Zusammenschlüsse und der europäischen Konzernbildung einen herben Verlust hinnehmen, der den Umsatz von 130 auf nur 100 Millionen senkte. Der Geschäftsanteil ging in den Frankfurter Raum, dort fusionierte der Roland-Geschäftspartner IDV mit Cointreau und Cinzano.

Aber Redemeister&Ulrichs-Geschäftsführer Böhmers ist guter Hoffnung: In einem stagnierenden Gesamtmarkt kommt es auf Qualität an. R&U macht den

großen Umsatz mit roten Weinen, obwohl auf dem Markt der weiße dominiert: „Wachstum um jeden Preis lehnen wir ab.“ Wenn der Import billiger italienischer Tafel-Weine im vergangenen Jahr um 48% zugenommen hat, ist das für R&U nur ein Zeichen von „Fehlentwicklung“: Hier zeigt sich, daß in manchen unbelehrbaren Kreisen des italienischen Weinbaus und des deutschen Handels die Preisbrecher-Mentalität immer noch herrscht. “ Auch die bundesdeutsche Weinpolitik setzt sehr zum Verdruß von Redemeister&Ulrichs auf Menge und damit das eigene Image aufs Spiel. „Die deutsche Weinpolitik stört alle, die sich im Weinmarkt betätgen.“

Mit 20,9 Litern Wein pro Kopf und Jahr liegt die Bundesrepublik auf Platz 8 der Weltrangliste - R&U setzt auf „Verbraucher-Präferenzen für gesunde, geschmacklich differenzierte Erzeugnisse von hohem Image“. Da kommen „Trends, die mit Ge

sundheit zu tun haben und mit Alkohol am Steuer“, zu Hilfe lieber mehr Geld für weniger auszugeben. So wird in feinen Blättern zielgruppengerecht geworben - „nicht in der BILD -Zeitung“, sagt der Generalbevollmächtigte Lessing.

Aber ganz ohne Zugeständnisse an den europäischen Prozeß kann auch ein Wein-Importeur nicht in die Zukunft denken. Das Lager wird schon vom Computer gesteuert und ist nicht mehr notwendig mit dem Management. An einem Ort - derzeit ist es in der Nähe von Münster. R&U will ein mittelständisches Unternehmen bleiben, sucht aber nach „Kooperationen“, die mehr sind als Geschäftspartner: „Wir sind offen für engere transnationale Kooperationen allerdings im Rahmen eines mittelständischen Konzepts. Der Großmarkt-Politik internationaler Konzerne und Multis, wie sie sich auch in unserer Branche breitmacht, erteilen wir eine klare Absage.“

K.W.

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