: Diskriminierende Ignoranz-betr.: "Oma auf Reisen", taz vom 30.5.89
Betr.: „Oma auf Reisen“, taz vom 30.5.89
(...) Es dürfte doch inzwischen in die blockiertesten Chauvi -Hirne vorgedrungen sein, wie beschränkt und herablassend es ist, eine ältere Frau auf ihre biologische Funktion zu reduzieren. Im ganzen Artikel wird nicht einmal „die Frau“ oder „Frau XY“ gesagt, sondern ausschließlich „die Oma“ oder „Oma Ilse“. Wird dann demnächst über 40jährige Frauen als „die Tante“ oder „die Mama“ berichtet? (...)
Helga Kallan, Berlin 30
(...) Plu meinte mit ihrem Produkt wohl witzig zu sein. Ihr Artikel bietet aber außer einem dummdreisten Einblick in die diskriminierende Ignoranz der Schreiberin nicht einmal verwertbare Informationen, weil von einem Versuch, die Hintergründe der Taten und die Stichhaltigkeit der Vorwürfe zu erhellen, nichts zu spüren ist. (...)
Was ist denn das Absurde an der Situation, daß eine 68jährige Frau dealt? Welche biedere Moral steckt dahinter, daß das als Unding scheint und die Frau ständig als nicht ernstzunehmende Oma verunglimpft wird? (...) Zur Oma wird frau gemacht, sie kann es sich nicht aussuchen. Kein Klischee ist Euch zu blöde, es nicht noch weiter auszutreten. Ich erwarte mir von Euch durchaus keine neutrale Berichterstattung im politischen Bereich. Dagegen bestehe ich darauf, daß jede Form der Diskriminierung, sei es nun von Frauen, ImmigrantInnen oder wie hier von älteren Menschen in Eurem Blatt nicht gedruckt werden können, weil die Moral der SchreiberIn das eigentlich verbieten sollte. (...)
Brigitte Nill, Berlin 30
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