LEUTE VON HEUTE: Horst Wagner, Bernhard Andres, Anne Klein u.a.

Was die Stadt in diesen Tagen bewegt, ist nicht China oder der Iran nach Khomeini, sondern die Frage, ob man besser mit dem Auto sich fortbewegen solle oder ohne, und wenn ja: wie schnell. Der, der diese Diskussion en passant mit angerührt hat, Verkehrssenator Horst Wagner (IG-Metall), der dazu dringend etwas sagen müßte, ist einfach abgetaucht und läßt die Dinge sich entwickeln. Mittlerweile herrscht deswegen beim Senat und den ihn tragenden Parteien zunehmend Verstimmung. Schon heißt es, daß Wagner, zunächst als starker Rechtsaußen gefürchtet, so wie manch anderes Senatsmitglied, ganz einfach überschätzt worden sei.

Das gilt auch für den „Republikaner„-Vorsitzenden Bernhard Andres, dessen Fraktion sich unter seiner treudeutschen Führung selbst zum richtigen Formulieren und Adressieren Kleiner Anfragen schlicht in mehreren Fällen als zu blöde erwies. Immerhin weiß er aber, daß ihm als Fraktionsvorsitzender ein respektabler Dienstwagen zusteht, und mit diesem wurde der schneidige Andres auch bei der Tempo-100-Demonstration am Samstag vor dem Reichstag gesichtet. Wie er das mit seinen verbalen Bekenntnissen gegen die Verschwendung von Steuergeldern in Einklang bringt, wird nicht unmittelbar ersichtlich.

Da muß, wenn auch ungern, die Frauensenatorin Anne Klein belobigt werden, die ebenso still und leise, wie sie auch sonst Politik (im Inland zumindest) macht, ihren Dienstwagen abschaffte und jetzt in einem Mini durch die Stadt kurvt (haben die Dinger eigentlich einen Katalysator?).

Und dann war da noch ein Fernseh-Interview am Freitag abend in einer der bestverstecktesten TV-Reihen im 3. Programm namens „Profile“, in der Professor Julius Posener, der Architekturhistoriker, dem Moderator Dr. Richard Schneider es nicht leicht machte, ihn zu Problemen der Moderne, der Postmoderne, der Verkehrsberuhigung und ähnlichem zu befragen. Posener, mit seiner Lieblingscordhose und -jacke gewandet, erwiderte Scheiders minutenlange Fragen oft nur mit einem kurzen, aber treffenden „Ja“ (zum Beispiel zur Philharmonie Hans Scharouns) oder „Nein“ (zum Beispiel zum Deutschen Historischen Museum, Posener will lieber ein Naturkundemuseum) und ließ den Moderator zuweilen tüchtig schwitzen. Aber weil es streckenweise so sperrig lief, war es eine der seltenen TV-Sendungen, in denen der Frager wirklich etwas wissen wollte und der Antwortende wirklich etwas zu sagen hatte - und in welcher unserer vielen aalglatten, gezuckerten Talk-Shows gibt es das noch, fragt

Marianne