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„Fan„-Randale nach dem Hertha-Spiel

■ Rassismus und Gewalttätigkeiten gefährden Sicherheit

Es kündigte sich schon während des Spieles an. Wieder einmal oder immer noch gibt es unter den Anhängern von Hertha BSC genügend Idioten, die ihrer Wut, woher sie auch immer stammen mag, ungehemmt freien Lauf lassen. Ziel ihrer rassistischen und faschistoiden Angriffe waren diesmal der ghanesische Stürmer des 1. FC Saarbrücken, Anthony Yeboah, der nach seinem Tor zum 0:1 bei jedem Ballkontakt als „Nigger“, „Bimbo“ oder „Haut den Neger“ beschimpft wurde. Doch selbst das reichte anscheinend nicht. Neben den bisher schon üblichen REP- und Sieg-Heil-Rufen mußte Schiri Dardenne auch noch „Jude, Jude„-Rufe über sich ergehen lassen. Das Zeichen zur ungehemmten Randale gab schließlich der Saarbrücker Siegtreffer zwei Minuten vor dem Ende. Knallkörper und Leuchtraketen wurden gezündet, und die ersten „Fans“ versuchten, auf das Spielfeld zu stürmen. Nachdem die Polizei mit Schlagstöcken vorgegangen war, demolierten die Randalierer zunächst Einrichtungen im Stadion und anschließend mehrere U- und S-Bahn-Waggons auf dem Weg in Richtung Innenstadt. Nach gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen auch Steine und Flaschen flogen, mußte die Budapester Straße geräumt werden. Insgesamt neun „Hertha-Frösche“ wurden festgenommen, gegen einen wurde ein Haftbefehl erlassen.

Nach derartigen Vorfällen stellt sich wieder einmal die Frage, wie beim Pokalendspiel für die Sicherheit von Zuschauern und Spielern gesorgt werden soll. Am Freitag waren nur 5.000 Menschen im Stadion, Polizei und Ordner konnten tätliche Angriffe auf Yeboah und Dardenne noch verhindern, beim Pokalendspiel wird das Stadion voll sein, darunter auch mit 25.000 der berüchtigten Fans aus Dortmund.

Aber neben der Frage, wie körperliche Gewalt verhindert werden kann, sollten sich die Verantwortlichen auch darüber Gedanken machen, wie Beschimpfungen und Diskriminierungen verhindert oder strafrechtlich verfolgt werden können. Der vor jedem Spiel über den Stadionlautsprecher ausgestrahlte Aufruf, in dem sich die Mannschaft von solchen „Fans“ distanziert, wird wohl nicht reichen, das Problem in den Griff zu bekommen und die Gäste von Hertha BSC zu schützen.

Nick Hillmann

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