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Technik-Hochschüler für „Notprogramm“

■ FachhochschülerInnen wollen Senator zwingen

Nachdem in den letzten Wochen bevorzugt Krankenhäuser und Kaufhäuser bestreikt worden sind, melden sich jetzt wieder unzufriedene StudentInnen zu Wort. Ab heute halten angehende MaschinenbauerInnen und ElektrotechnikerInnen erneut den Fachbereich Technik in der Neustadt besetzt. Sie fordern ein „Notprogramm“, mit dem die antiquierten Labore modernisiert und die dafür notwendigen technischen MitarbeiterInnen eingestellt werden sollen.

Rund 600 Studierende hatten sich gestern vormittag in der Mensa versammelt und zunächst - über einen Brief diskutiert. Den hatte Wissenschaftssenator Franke dem Rektor geschrieben und darin präzisiert, welche „Stellungnahmen“ er auf einer studentische Vollversammlung Anfang Mai abgegeben habe. Die StudentInnen, die die senatorischen Stellungnahmen anders in Erinnerung hatten, entrüsteten sich: „Der Brief ist ein Witz“ - „Lügen“ - „Auf der Diskussion hat er sich ganz anders festgelegt, das haben wir auch auf Video.“ Im April hatten die TechnikerInnen zum ersten Mal an ihrem konservativen Fachbereich den Streik ausgerufen. Anlaß: Der Wissenschaftssenator wollte und will noch immer per Dekret einen weiteren Fachbereich - Sozialwesen - in den Räumlichkeiten der TechnikerInnen unterbringen. Im Gegensatz zu den ebenfalls streikenden Sozialwissenschaftlerinnen gelang es den TechnikerInnen in kürzester Zeit, das persönliche Erscheinen des Senators zu erwirken. Auf einer

über dreistündigen Debatte hatte Senator Thomas Franke sich auch zu Zugeständnissen hinreißen lassen und zumindest versichert, der Fachbereich Sozialwesen solle „nur“ auf 360 Studienplätze reduziert werden. Auch erklärte Franke sich bereit, die Umzugspläne ruhen zu lassen und mit einer Hochschul-Delegation zu verhandeln.

Wenige Tage nach dem senatorischen Auftritt hatten die Studierenden ihren Streik ausgesetzt. Doch der aktuelle Brief mit seinen vagen Formulierungen - „habe erklärt, mich einzusetzen“ und „bin bereit über eine Neudimensionierung zu diskutieren“ - schürte den Protest erneut.

Die von Senator Franke angeregte Diskussions-Kommission hat das Gespräch mit dem Senator noch nicht aufgenommen. Eine Studentin aus der Kommission konnte das Anti-Senator -Mißtrauen jedoch nur schüren. Sie hatte Unterlagen aufgetan, aus denen hervorging, daß Räumlichkeiten der TechnikerInnen bereits konkret für SozialwissenschaftlerInnen verplant sind. So soll die Bibliothek die Räume 118 und 119 ersetzen. - „Das ist mein Semesterraum“ - empörte sich der Student zu ihrer Linken.

Die Mehrheit der 600 StudentInnen stimmte für „Streik“. 75 waren dagegen, 70 enthielten sich. Das BASTA-Podium schien der Streikbereitschaft der 600 im Saal nicht ganz zu trauen. Es warnte die KommilitonInnen eindringlich davor, als „U -Boot“ den Streik dazu zu nutzen, zu Hause für die nächste „Mechanik„-Klausur zu lernen.

B.D.

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