Bei den REPs rappelts heftig im Karton

■ Landesvorsitzender Andres steht unter Beschuß / Seine „grenzenlose Machtgier“ gefährde die Partei / Schönhuber spricht von parteischädigendem Verhalten

Einen Monat vor dem Landesparteitag der „Republikaner“ in Berlin rappelts heftig im Karton: Die Affären des Landesvorsitzenden Andres sowie weiterer Funktionäre und REP -Abgeordneter sorgen im mittleren Funktionärskörper der Partei für erhebliche Unruhe. „Bei Mitgliedern und Freunden der Republikaner ist Verunsicherung eingetreten“, konstatiert beispielsweise das REP-Mitglied und Wilmersdorfer BVV-Abgeordneter Peter Slawik in einem der taz vorliegenden Brief an seine Parteifreunde.

Der Diplom-Ingenieur ist erbost über die „Vorgänge um Rainer Bayer, Alexandra Kliche und Bert Handschuhmacher“ die genannten Personen wurden im April aus der Partei ausgeschlossen oder gingen freiwillig. Handschuhmacher und Kliche sind inzwischen Mitglieder der CDU. „Das alles haben wir der grenzenlosen Machtgier von Herrn Andres zu verdanken, die im Gegensatz zu der Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Glaubwürdigkeit steht, die er immer verkündet“, schreibt Slawik in seinem Brief.

Slawik will deshalb im Juli gegen Andres kandidieren. Auch der stellvertretende Landesvorsitzende und Pressesprecher der REP, Carsten Pagel, ist als konkurrierender Bewerber zum jetzigen Landes-Chef im Gespräch. Slawik will deshalb seine Kandidatur gegen Andres zurückziehen, wenn „Herr Carsten Pagel oder ein anderer Bewerber zur Verfügung steht“. Nach Ansicht von Slawik und vielen anderen „Republikanern“ hängt das Schicksal der Berliner Partei vom 8. Juli und den Wahlen ab: „Ich bin nicht gewillt, tatenlos zuzusehen, wenn fähige und begeisterte Republikaner aus der Partei herausgehebelt werden, nur weil sie Herrn Andres auf dem Wege zur Macht hinderlich sind.“

Ärger hat aber nicht nur der (noch) amtierende Landesvorsitzende. Auch der Zehlendorfer Kreisvorsitzende der REPs, Wolfgang Bogen, wird von Parteifreunden heftig attackiert. Aus Protest gegen den „undemokratischen Führungsstil“ des 60jährigen haben dessen Stellvertreter und zwei weitere Mitglieder die rechtsradikale Partei verlassen. Mehrere andere Parteigänger wechselten aus Protest zum benachbarten Kreisverband Steglitz. Die Kritiker halten Bogen vor, nicht-opportune Mitglieder nach Bedarf nicht zu Mitgliederversammlungen eingeladen zu haben.

Daß sich die Stimmung bei den „Berlinern“ auf dem Nullpunkt befindet, ist offenbar bis in die Münchener Parteizentrale vorgedrungen. Die Strategen aus Bayern fürchten deshalb auch, daß das „Wunder von der Spree“ im Nachhinein durch internen Hickhack an Vorbildcharakter, gerade für die kommenden Europawahlen, verlieren könne.

In einem Brief an die Mitglieder sprach der Bundesvorsitzende Schönhuber jetzt ein Machtwort: „Wer seine Kräfte in ebenso überflüssigen wie im Regelfall aus persönlichen Animositäten entstandenen innerparteilichen Reibereien sinnlos verpulvert, handelt parteischädigend.“ Die letzte Direktive aus München lautet dem Vernehmen nach denn auch: „Andres zurück ins zweite Glied“.

ccm