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Ökologischer Umbau nur durch Unternehmer

■ Fischer: Kapitalismus hat die alleinige Verantwortung für das Ökosystem / Sozialismus ist keine Alternative mehr

Eine Politik des ökologischen Umbaus der Bundesrepublik sei nur mit einem zusätzlichen Instrumentarium zu leisten, das die betriebswirtschaftlichen Entscheidungsgrundlagen der Unternehmer verändere, erklärte gestern der ehemalige hessische Umweltminister Joschka Fischer in Bonn. Derzeit verhalte sich ein Unternehmer „völlig rational, der umweltfeindlich produziert“. Nur mit der Zuordnung gesellschaftlicher Kosten der Produktion und eines konsequenten Umwelthaftungsrechts gegenüber den Verursachern seien die Unternehmen zu einer veränderten Haltung zu bewegen.

Umweltminister Töpfer (CDU) könne gegenwärtig nur „Leute verarschen“ mit Versprechen und Ankündigungen, ohne wirklich handlungsfähig zu sein, sagte Fischer. Der Vorsitzende der hessischen Landtagsfraktion der Grünen verwies zugleich darauf, auch ein Grüner Umweltminister könnte angesichts der fehlenden gesetzgeberischen Mittel „vieles anders, aber nicht qualitativ besser machen“.

„In der Wirtschaft befinden sich die potentesten Verbündeten für eine Politik des ökologischen Umbaus“, sagte Fischer. Ohne die Mitwirkung eines gewinnorientierten Kapitalismus werde dieser Umbau niemals gelingen, betonte er und verwies auf Entwicklungsfelder beim Aufbau einer Umweltindustrie und eines Umweltdienstleistungsektors. Der „Kapitalismus hat gewonnen“, er habe „die ganze und alleinige Verantwortung für die Erhaltung des Ökosystems Erde und der Gattung Mensch übernommen“, vertrat Fischer. Der Sozialismus sei keine Alternative mehr.

Deshalb müsse eine „Bastion des linken Selbstverständnisses fallen: die grundsätzliche Ablehnung des freien Unternehmertums“.

Ein „ehrlich konzipierter Umbau“ koste das Geld jeden einzelnen Menschen und erfordere auch, einen „Konflikt mit kurzfristigen Konsuminteressen“ der Bevölkerung zu riskieren - so bei der Umwälzung der gesellschaftlichen Kosten des Autofahrens.

gn Kommtentar Seite 8

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