: Kurden werden zwangsdeportiert
■ Die irakische Regierung läßt die Armee unter Einsatz massiver Gewalt die Kurden aus ihren Heimatgebieten vertreiben / 10.000 Vertriebene sind zur Zeit in Militärlagern interniert
Berlin (taz) - Nach Informationen der Frankfurter Hilfsorganisation medico international hat die irakische Regierung vor wenigen Tagen begonnen, Zwangsdeportationen von Kurden in großem Umfang durchzuführen. Nach diesen Informationen, die von kurdischen Organisationen in Europa bestätigt werden, ist die irakische Armee zur Zeit dabei, unter Einsatz massiver Gewalt die Kurden der Stadt Qala Dize aus ihren Häusern zu vertreiben. Bereits in der letzten Woche wurden die kurdischen Dörfer Khumar, Tekya und Serixer von Heereseinheiten dem Erdboden gleichgemacht. Betroffen von dieser Aktion waren rund 10.000 Menschen, die anschließend im Militärlager Towesoran interniert wurden.
Die jetzt für die Massendeportationen vorgesehenen Städte und Dörfer liegen alle im iranisch-irakischen Grenzgebiet. Hinter den Zwangsumsiedlungen steckt offenbar die Absicht, die letzten intakten kurdischen Siedlungen in diesem Gebiet, deren Bewohner die Giftgasangriffe der irakischen Armee im September letzten Jahres unbeschadet überstanden hatten, auszuräumen. Statt der Kurden sollen arabische Stämme aus anderen Landesteilen des Irak jetzt in diesen Gebieten angesiedelt werden.
Diese Zwangsverschiebungen der Bevölkerung haben im Irak eine lange Tradition und sind auch in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder angewandt worden, um den Widerstand der um ihre Autonomie kämpfenden Kurden zu brechen. Nachdem die Armee im Verlauf des letzten Jahres die Grenzgebiete zur Türkei entvölkert hatte, will Bagdad nun durch die Zwangsumsiedlungen im Grenzgebiet zum Iran der kurdischen Guerilla endgültig ihre Basis entziehen.
Medico international hat für die kurdischen Flüchtlinge ein Hilfsprogramm medizinischer Notfallversorgung gestartet. Die Organisation bittet um Spenden auf das Konto „Kurdistan“, Kontonummer 1800 bei der Frankfurter Sparkasse, oder Kontonummer 6999-508, Postgiroamt Köln.
JG
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen