: Allparteien-Bedauern über China
■ Chinesische Studenten verfolgten die Bürgerschaftsdebatte mit häufigem Beifall
Eine Delegation chinesischer Studenten saß gestern in der Bügerschaft, als der Landtag einstimmig die Gewaltakte in China verurteilte. Über sämtliche Fraktionen hinweg hatten die Politiker erklärt, daß sie „mit tiefer Bestürzung und Trauer den brutalen und menschenverachtenden Einsatz chinesischer Armee-Einheiten in Peking verfolgt haben“. Der Landtag foderte die chinesische Führung auf, die staatlichen Gewalttaten sofort zu beenden und „zum zivilisierten Verhalten in der internationalen Völkergemeinschaft zurückzukehren.“
In der Bürgerschaft stand vor allem auch die Beziehung zur Partnerstadt Dalian im Vordergrund: Daß die Partnerschaft jetzt nicht leichtfertig aufgegeben werden dürfe, meinte Martin Thomas von den Grünen. Nur in einem Klima, in dem die Menschenrechte geachtet werden, könnten offizielle Kontakte wachsen. Auch Bürgermeister Wedemeier erwartet von den Partnern in Dalian „einen Beitrag zur friedlichen Lösung.“ FDP-Fraktionsvorsitzender Jäger erntete vielfaches Kopfnicken, als er für die Eindrücke der Delegationsmitglieder des vergangenen Jahres sprach, die Dalian besucht hatten und sich jetzt „nicht vorstellen können, daß die Gesprächspartner von damals hinter dieser jüngsten Entwicklung in China stehen.“
Die chinesischen Studenten auf der Zuschauertribüne unterbrachen die Redebeiträge häufig mit Beifall. Immer wieder kämpften sie gegen ihre Tränen an. Besonders als politische Konsequenzen wie zum Beispiel der Liefer-Stop von MBB-Kampfhubschraubern an die chinesische Armee gefordert wurden (von den Grünen).
m Treppenhaus schilderten die Studenten, welche Informationen sie aus der Heimat erhielten: Einige Kommilitonen sollen bewaffnet gewesen sein: Sie hatten sich 23 Maschinenpistolen besorgt, die sie in einem symbolischen Akt den Soldaten überreichen wollten. Dies wurde kaltschnäuzig ignoriert. Neben den Nachrichten vom Massaker, von Verletzten und Toten nahmen einige persönlich Stellung: Isoliert werden müßte die Führung in China, die jetzt - ohne Volk - ohnehin nicht mehr sehr lange bestehen könne.
Übereinstimmend sagten die Bremer Studenten gstern, daß sie erst zurück wollen, wenn in China der Aufbau eines neuen Staates möglich sei. „Jetzt werden wir doch sofort verhaftet oder getötet, was sollen wir jetzt zuhause?“ sagte Sheng.
Die Demonstration auf dem Bremer Marktplatz hatte übrigens spontan 3.446,57 Mark an Spenden eingebracht - Auch Polizisten und ein Spender eines 500-DM-Scheines hatten sich beteiligt. Für weitere Spenden ist folgendes Konto eingerichtet worden: Sparkasse Bremen, Kto. 10505964, BLZ 29050101, Stichwort „China“.
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