: His masters voice
■ Kriegt Klaus Wedemeier jetzt 'nen Ghostredner?
Bürgermeister Klaus Wedemeier muß der letzte parlamentarische Donnerstag wie ein Berg bevorgestanden haben. Auf der Bürgerschaftstagesordnung stand: Ausgerechnet Medienpolitik. Was in Bremen so viel heißt wie: Erstens Klaus Wedemeiers Versuch, Bremer Luft für eine Million pro Jahr an private Fernsehsender zu verleasen, dabei zweitens eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für seinen Staatsrat a.D. Helmut Euler, abfallen lassen, und seine ehemalige rechte Hand damitals Fuß in die Türen der Frequenzen-Kundschaft zu stellen. Ein Coup, bei dem das komplette Oppositions -Repertoire an Senatsschelte in einem einzigen Bürgerschaftsauftritt fällig ist: Von Filz, über Selbstbedienung, Versorgungsposten, und Staatsrundfunk bis Hofberichterstattung, mußte der Redestoff lauten, aus dem die Oppositionsträume sind.
Wer sich die offensichtlich partout nicht anhören wollte, war: Klaus Wedemeier. Für solche Fälle hält die parlamentarische Etikette eine sinnreiche Ausrede vor: Die Erfindung des „wichtigen anderweitigen Termins“. Wichtiger als Schelte für seine Medienpolitik fand Wedemeier an diesem Donnerstag: Den fünfminütigen Besuch eines Bremer Verlegers zwecks Gratis-Übergabe zweier Taschenbüchlein, die in jeder besser sortierten Buchhandlung von einem Bürgermeisterssalär möglicherweise auch käuflich zu erwerben gewesen wären. In die Bürgerschaft schickte Wedemeier derweil seinen Bildungssenator, hinreichend bekannt für rhetorische Nehmer und Konterfähigkeiten.
Ein Schelm aber, wer deshalb vermutet, Klaus Wedemeier ließe seinen ehemaligen Staatsrat und noch amtierenden Bildungssenator mutterseelenallein allein im Regen heftiger Oppositionsattacken stehen: Aufmerksame Parlaments -Beobachter konnten während der rhetorisch -sozialdemokratischen Entlastungsangriffe im Parlament einen engen Mitarbeiter des Bürgermeisters zwischen Telefon und Rednerpult pendeln und dem an Bürgermeisters Statt redenden Franke Zettel zustecken sehen.
Schließlich: Parlamentsdebatten werden von Radio Bremen übertragen. Und ein Radio und ein Telefon hat Klaus Wedemeier auch im Rathaus. Nur Reden muß man vorm Parlament noch persönlich. Wofür Horst-Werner-Franke diesmal die goldene Zitrone kriegt.
Rosi Roland
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