piwik no script img

Masters-Turnier der Kirche

Appelle noch und nöcher / Lacher für Minister Blüm ApartheidgegnerInnen blockierten Bankfilialen  ■  Von Petra Bornhöft

Berlin (taz) - Pausenlos wechselt die kirchliche und politische Prominenz an den Mikrophonen des 23. Evangelischen Kirchentages. Ein Friedensappell an Gorbatschow und einer an Bundeskanzler Kohl (alle), Sehnsucht nach einer politischen Opposition in der DDR (Ost -Berlins Bischof Forck), Vertrauen auf den Mauerverfall durch Wind und Regen (Heinrich Albertz), Forderungen nach mehr Kinderkrippenplätzen (Ursula Lehr) - auf diesem Kirchentag bringt sich jede/r ein. Manchen Politiker mag das jeweils weit über tausend Köpfe zählende Publikum nicht. Norbert Blüm zum Beispiel. Des Ministers hessisches Gebabbel über seine „einfache Herkunft“ quittierte vornehmlich die (Stahlarbeiter-)Gemeinde Duisburg-Rheinhausen mit schallendem Gelächter. Plötzlich stellte sich Blüm auf die Zehenspitzen: „Meine lieben Brüder und Schwestern. Ich weiß nicht, woher Sie die Arroganz nehmen, zu lachen, wenn ich über meinen Vater und meine Mutter spreche.“

Kritik an der flauen Haltung des Kirchentages zu Südafrika hatte die politisch engagierte Basis bereits am Donnerstagabend geäußert. Knapp 3.000 TeilnehmerInnen forderten in einer Resolution, das Präsidium möge alle Konten bei Banken auflösen, die Geschäftsbeziehungen zum Apartheid-Regime unterhalten. Gestern nachmittag dagegen fanden sich für die gleiche Forderung nur noch 200 Menschen. Wenige Stunden zuvor hatten 400 Leute in der City die Filialen der Commerz-, Dresdner- und Deutschen Bank blockiert. Siehe auch Seiten 3, 4, 39 und 40

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen