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HFT-Streik in 50 Meter Höhe

■ Für Geräte und HochschullehrerInnen stiegen Studenten der HFT aufs Schornsteindach

Bremer Flachlandtirolern konnte schon vom Zugucken schwindlig und blaß um die Nase werden. Die Bremer StudentInnen der Hochschule für Technik fühlen sich im Kampf um bessere Studienbedingungen zu immer gewagteren Methoden gezwungen.

Unter bewundernden Ooooohs und schaudernden Aaaahs ihrer mit beiden Beinen auf der Erde gebliebenen KommilitonInnen kletterten gestern morgen zwei alpin-erprobte Elektrotechnik -Studenten auf den Schornstein des HFT-Wärme-Kraftwerks und befestigten dort in schwindelerregender 50-Meterhöhe ein 12 Meter langes Transparent. Als die beiden erfahrenen Bergsteiger nach ihrer akrobatischen Exkursion unter dem Beifall der Umstehenden wieder festen Boden unter die Füße bekamen, war am HFT-Schornstein weithin sichtbar zu lesen: „Kein Geld, keine Bildung.“ Die schlotternde Mehrheit der Umstehenden konnten die beiden Kletterer - anscheinend die einzigen, die sich durch die eigene Aktion nicht aus der Ruhe bringen ließen - schulterklop fend beruhigen: „Keine Sekunde

bestand die geringste Gefahr.“

Ungewöhnliche Situationen machen ungewöhnliche Maßnahmen nötig, lautet inzwischen die Streikparole der HFT -StudentInnen. Seit einer Woche finden in der Hochschule am Neustadtswall keine Vorlesungen mehr statt, sondern nur noch die täglichen Streivollversammlungen und Aktions -Arbeitsgruppen. Für sämtliche HochschullehrerInnen bleibt das Gebäude dicht, das gesamte Verwaltungspersonal genießt einen unvorhergesehenen Zusatzurlaub. Lediglich Rektor Mönch und Kanzler Wilken haben mit ihren Sekretärinnen und ein paar Akten ein Notquartier in der Hochschule für Nautik in der Werderstraße bezogen. Nur Bildungssenator Franke hat von den Streikationen bislang kaum Notiz genommen. Devise des Senators: Der Rektor soll sich kümmern und mir den nötigsten Bedarf an Laborgeräten und zusätzlichem Personal gelegentlich schriftlich geben.

Für die StudentInnen ist der längst klar. Auf den Apparaten der HFT kleben teilweise noch Reichsadler und Hakenkreuz.

Servicefirmen reagieren auf Reparaturaufträge mit der Zusendung ihrer Preislisten für Neugeräte. In ihrer Not sind die HFT-Techniker deshalb längst dazu übergegangen, Teile des eigenen Geräteparks als Ersatzteile für die nötigsten Reparaturen auszuschlachten.

Einen ersten Teilerfolg konnten die StudentInnen gestern verbuchen. Während die studentischen Kletterkünstler noch am Schornstein hingen, diskutierte der Hochschulrektor bereits mit Asta-Vertretern über ein Notprogramm für die Verbesserung der Studienbedingungen. Ergebnis nach fünfstündiger Marathonsitzung: Rektor und Fachbereichsleiter übernahmen die Forderungen der StudentInnen. Der zweiseitige Forderungskatalog soll Franke jetzt einträchtig von Rektor und Studenten-Vertretern überbracht werden. Vom Ausgang eines Gesprächs mit Franke oder einem kompetenten Vertreter der Behörde wollen die StudentInnen abhängig machen, wann das HFT-Verwaltungspersonal wieder an die Arbeit kann. K.S

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