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US-Präsident powert für Methanol-Autos

■ George Bush legt Luftreinhalteprogramm vor / Autos in neun Smog-Gebieten sollen auf neuen Kraftstoff umgestellt werden / Toxikologen prophezeien dramatische Folgen / Maßnahmen zur Verringerung von Smog, saurem Regen und anderen Umweltgiften

Berlin (wps/taz) - US-Präsident Bush hat sein Wahlversprechen eingelöst und ein Luftreinhalteprogramm vorgelegt. Er will damit Smog, sauren Regen und Krebs bekämpfen. Sein Maßnahmepaket wurde als bisher ehrgeizigste Initiative des Präsidenten angekündigt. Experten erwarten von Bushs Initiative allerdings nur Verbesserungen und keinen wirklichen Durchbruch in der Luftreinhaltung. Besonders umstritten ist die Einführung von Methanol als Autokraftstoff.

„Bushs Plan ist schwach, aber er ist besser als das bestehende Schutzprogramm, das überhaupt nichts gebracht hat“, faßte Mark Abramowitz, Leiter der Koalition für saubere Luft, die Kritik zusammen. Er hofft, daß einzelne Bundesstaaten das Programm noch verschärfen.

Spektakulärste Maßnahme in dem Programm ist die Umstellung der Autos von Benzin auf Methanol. Der Gesetzentwurf schreibt für die neun am stärksten von der Luftverschmutzung betroffenen Städte und Regionen den Absatz von Methanol -betriebenen Autos fest. Von 1997 an sollen unter anderem in Los Angeles, New York, Houston und anderen stark versmogten Regionen jährlich eine Million Autos auf Methanol umgestellt werden. Die Autoindustrie soll bis 1995 Autos für die Methanol-Verbrennung bereitstellen und die Mineralölindustrie ausreichende Mengen an Kraftstoff.

Mit Hilfe von Methanol als Kraftstoff könnten die Smog -Emissionen auf die Hälfte reduziert werden, hofft die Bush -Administration. Doch Kritiker weisen auf die gravierenden Probleme von Methanol hin, das stark giftig ist und vor allem einen hohen Formaldehyd-Ausstoß verursachen wird. US -Zeitungen zitierten gestern alarmierende toxikologische Studien, die für den Fall einer nationalen Umstellung von Benzin auf Methanol einen starken Anstieg von Todesfällen, Erblindungen und Gehirnschäden prophezeien. Bei Unfällen werde es erhebliche Probleme geben, falls Methanol auslaufe, ebenso an den Tankstellen. Wegen der Wasserlöslichkeit von Methanol werde nach Unfällen und Leckagen von Tanks auch das Grundwasser gefährdet, hieß es.

Dennoch scheint die Bush-Administration entschlossen, in den Smog-Regionen die Umstellung anzugehen. Auf 55 Milliarden Dollar hat das Energie-Ministerium die Kosten für die Bereitstellung der Produktionskapazitäten hochgerechnet, um eine Million Barrel Benzin durch Methanol zu ersetzen. In den USA werden jährlich (Stand 1988) sieben Millionen Barrel Benzin verfahren.

Weniger umstritten ist das angekündigte Entschwefelungsprogramm. Durch den Einsatz von schwefelarmer Kohle und die Umstellung auf modernere Verbrennungstechnologien soll der Schwefelausstoß bis 1995 um ein Viertel reduziert werden, bis zum Jahr 2000 um die Hälfte.

Dritter Schwerpunkt und weiterer Schwachpunkt in Bushs Katalog sind seine Maßnahmen gegen die übrigen Luftschadstoffe der Industrie. Bisher hatte die US -Umweltbehörde lediglich den Ausstoß für sieben von 225 als gefährlich eingestuften Chemikalien geregelt. Jetzt hat Bush die Umweltbehörde angewiesen, in einem Stufenprogramm nach und nach die Vorschriften zu komplettieren. Grenzwerte wurden allerdings nicht festgesetzt. Innerhalb der nächsten sieben Jahre, so Bushs Auftrag, sollen Emissionsvorschriften für 50 Prozent der Industrien entwickelt und durchgesetzt werden.

Bei der Festsetzung der Maßnahmen müßten aber die Kosten für die Emissionsrückhaltung berücksichtigt werden. Und: Die Umweltbehörde soll nur gegen solche Emissionen vorgehen, die - so der rettende Gummiparagraph - ein „nicht akzeptables Risiko für die Gesundheit“ bedeuten.

Manfred Kriener

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