: Den Zehnten für die Arme
■ Bürgermeister läßt DPWV mit gut gemeinter Idee zappeln
„Den Zehnte für die Armen und Benachteiligten“ fordert der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband für ein Arbeits -Förderprogramm in Bremen. Gemeint: Der Zehnte vom 300 Millionen schweren Bremer Wirtschaftsförderungsprogramm. 30 Mio. erhofft sich der DPWV von vom Bremer Senat zur Finanzierung sozialer Initiativen und Vereinigungen. Rund 1000 neue Ausbildungs- und Beschäftigungsplätze sollen mit den Senatsgeldern geschaffen werden. Schließlich, so der DPWV, zahlen auch die Mitgliedsorganisationen Steuern und müßten damit auch Anspruch auf Wirtschaftsförderung haben.
Zielgruppe des seit einem dreiviertel Jahr existierenden DPWV-Entwurfes sind sozialschwache Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt als „schwer-oder nicht vermittelbar“ gelten. Neben von Ausbildungsnöten geplagten Jugendlichen will man Langzeitarbeitslosen, Suchtkranken, psychisch Kranken, geistig-oder körperlich Behinderten und anderen sozialen Randgruppen helfen. Sie sollen Qualifikationen erwerben, ohne die sie in der freien Wirt
schaft chancenlos wären.
So will man denn auch „Keine Almosen für Bedürftigte“, wie DPWV-Geschäftsführer Lampe betonte, „sondern die Möglichkeit zur Schaffung von Grundlagen für ein normales Leben dieser Menschen“. In der Bremer Senatskanzlei scheint man allerdings zu befürchten, daß durch solche Fördermaßnahmen Arbeitslosigkeit und nicht Ausbildung und Beschäftigung finanziert wird. In einem Gespräch mit dem DPWV vom 5. Mai hatten Bürgermeister Klaus Wedemeier und Senatsrat Weichsel dem DPWV zugesagt wohlwollende Prüfung ihrer Forderungen zugesagt. Innerhalb von vier bis fünf Wochen sollten Ressortkompetenzen und Koordinationsprobleme innerhalb geklärt werden. Auf Antwort und Ergebnisse wartet der DPWV allerdings bis heute - obwohl die Fünf-Wochenfrist längst abgelaufen ist. Erinnerungsschreiben des DPWV blieben ebenfalls ohne Resonanz. Jetzt hofft der DPWV, dem Reaktionsvermögen Bremer Politiker durch Veröffentlichung ihrer bisherigen Säumnisse auf die Sprünge zu helfen.
sb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen