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Swapo-Führung kehrt heim aus Exil

140 Amtsträger der namibischen Volksorganisation landeten in Windhuk / Swapo hofft auf Wahlsieg: „Ära der Stimmzettel statt der Kugeln“ / Nach Amnestiegesetz kehren täglich Hunderte der 41.000 Exilierten zurück  ■  Aus Windhuk Hans Brandt

Die Zeit des Exils und des bewaffneten Kampfes für die Swapo geht zuende. Führende Politbüromitglieder der südwestafrikanischen Volksorganisation kehrten am späten Sonntag nachmittag als Vorboten der Swapo-Führung aus dem Exil nach Namibia zurück. „Mein Traum hat sich erfüllt“, sagte Hage Geingob, nachdem er den Boden des Flugfeldes in Windhuk geküßt hatte. „Nach 27 Jahren bin ich zurück.“ Geingob, der zusammen mit 140 Swapo-Amtsträgern in einer gecharterten DC-10 der Zambia Airways am frühen Abend in Windhuk gelandet war, wird in den nächsten Monaten die Kampagne für die am 1.November im Rahmen des Friedensplans geplanten Wahlen in Namibia leiten. Etwa 5.000 Swapo -Anhänger waren die 40 Kilometer zum Flughafen außerhalb der Hauptstadt Namibias gefahren, um die Führer der Befreiungsorganisation zu begrüßen. Auf einen der Busse wurde aus einem vorbeifahrenden Auto geschossen, verletzt wurde jedoch niemand. Die geplante Kundgebung zu Ehren der Swapo-Führung wurde daraufhin abgesagt.

„Unsere Ankunft heute symbolisiert den Beginn einer neuen Zeit, der der Versöhnung“, sagte Geingob später vor der Presse in Windhuks Luxushotel „Kalahari Sands“. „Wir hoffen, daß die Ära der Kugel durch die des Stimmzettels abgelöst wurde.“ Geingob wurde begleitet von Theo Ben-Gurirab, dem Swapo-Sekretär für Außenpolitik, und Hidepi Hamutenya, dem Informationssekretär. Beide werden führende Rollen im Wahlkampf spielen. Es wird allgemein erwartet, daß die Swapo die Wahl mit großer Mehrheit gewinnen wird. Geingob betonte weiter, daß die Swapo im Wahlkampf nicht gegen „andere Gruppen oder Einzelpersonen“ kämpfen wolle. Auch den wichtigsten Gegner, die „Demokratische Turnhallen Allianz“ (DTA) wollte er nicht angreifen. „Unser Kampf richtet sich gegen das System der Unterdrückung“, sagte er. „Die Fragen sind so wichtig, daß wir uns alle auf Grundsätzliches konzentrieren sollten.“ Geingob versprach einen sauberen, aber dennoch harten Wahlkampf.

Der Wahlkampfleiter will das Wahlprogramm der Swapo noch in den nächsten zwei Wochen veröffentlichen. Er kündigte schon jetzt ein pragmatisches Wirtschaftsprogramm an. Ihm schwebe eine gemischte Wirtschaft ohne einschneidende und weitreichende Verstaatlichungen vor. Zudem wolle die Swapo keinen Einparteienstaat. „Wir wollen einen demokratischen Staat. Südafrika hat uns seit langem unsere Menschenrechte verweigert. Wir wollen nicht dasselbe tun.“

Während die Swapo-Führer in einem von ihrer Organisation gecharterten Flugzeug ankamen, kehren täglich Hunderte namibischer Flüchtlinge unter Aufsicht des UNO -Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) zu Fuß in ihr Heimatland zurück. An den Empfangslagern des UNHCR drängen sich täglich die Menschen an den Zäunen. Sie versuchen, unter den RückkehrerInnen lange vermißte Familienangehörige zu entdecken.

Seit der zwischen Südafrika und den Vereinten Nationen vereinarten Amnestie für ehemalige Swapo-Kämpfer im Rahmen des UN-Unabhängigkeitsplans für Namibia sind rund 2.500 der 41.000 registrierten Exilierten aus Angola und Zambia in ihr Heimatland zurückgekehrt. Der UN-Plan sieht allgemeine Wahlen in der letzten Kolonie Afrikas für November sowie die endgültige Entlassung in die Unabhängigkeit für April 1990 vor. Der Beginn der offiziellen Wahlkampfzeit ist für den 1.Juli vorgesehen. Das Botha-Regime und die von ihm unterstützten namibischen Parteien wollen unter allen Umständen eine Zweidrittelmehrheit der Swapo verhindern, die der Organisation freie Hand bei er Ausarbeitung einer neuen Verfassung ließe.

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