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„Ich mag die Türkei jetzt furchtbar gern“

■ Bremer SchülerInnen kehrten von ihrer „Klassenfahrt gegen Ausländerfeindlichkeit“ zurück

Nun sind sie wieder zu Hause. 70 SchülerInnen der Gesamtschule West waren vor drei Wochen nach Istanbul gestartet, zur weitesten Klassenfahrt ihres Lebens. „Gegen Ausländerfeindlichkeit - wir fahren in die Türkei“, so hieß das Motto der Reise. Auf dem Programm standen: Baden, Altertümer begucken und viel Kontakt mit türkischen Jugendlichen, auch solchen, die früher in der Bundesrepublik die taz fragte drei zurückgekehrte SchülerInnen nach ihren Eindrücken.

„Ich wußte nicht, daß es soviel Armut gibt da“, sagt Christiane Bölitz, die sich an die vielen Straßenhändler erinnert, aber: „Die Armut ist dort anders angesehen“, meint Fabian Schneider. Wer vom Schuheputzen oder Gebäckverkauf lebe, der sei in Istanbul „was ganz normales, der gehört in's Stadtbild“ und werde nicht diskriminiert. In der Riesenstadt Istanbul, da hätten es die deutschen Mädchen schwer gehabt, wenn sie ohne Begleitung der Jungen durch die Straßen gegangen sind: „Wir wurden ständig angemacht und sogar angefaßt“. Auf den Dörfern sei es dagegen ganz anders gewesen, da hätten die Mädchen sich ganz sicher gefühlt.

Überhaupt, die Dörfer. Bei Katja von Zobeltitz ist die Sparte „Mein schönstes Türkei-Erlebnis“ prall gefüllt: „Wir haben die Großmutter eines Jungen aus unserer Klasse besucht. Ochsenkarren kamen uns entgegen und Frauen mit Heubündeln auf der Schulter. Ahmets Großeltern haben uns in ihr Haus eingeladen. Nur Teppiche und Kissen lagen auf dem Boden in den beiden Zimmern des Hauses. Da saßen wir nun mit 30 Leuten in diesen beiden kleinen Räumen und wurden mit Tee und türkischem Gebäck bewirtet.“ Besonders angetan haben es Katja die Großeltern, die „nun endlich mal die Klasse von ihrem Enkelsohn“ zu Gesicht bekamen. „Ich habe sie immer mit meinen Großeltern verglichen.

Ahmets Oma konnte sich noch auf den Fußboden hocken, um den Tee zuzubereiten. Sie hatte ein Kopftuch um und war dick und süß. Und der Opa klein und runzelig, mit einer Mütze auf dem Kopf, einfach niedlich.“ Auch ihre eigenen Großeltern seien dick und runzelig, räumt Katja ein, aber: „Die sind so steif, und die hätten nicht dreißig Leute bewirtet.“

Zu der Bremer Reisegruppe gehörten auch zehn türkische SchülerInnen. „Die waren die Kings“, sagt Katja, „ohne die wären wir aufgeschmissen gewesen. Die haben uns alles gezeigt, und für uns gedolmetscht, zum Beispiel, wenn ein Kellner sich in ein deutsches Mädchen verguckt hatte.“ Christiane: „Die türkischen Schüler haben uns ihr Land gezeigt, voller Stolz.“

Ein Teil des Landes sei allerdings „in deutscher Hand“, berichtet Fabian Schneider, etwa die Campingplätze: deutsche Touristen, deutsche Musik, deutsches Essen. Auch die weltberühmten Moscheen von Istanbul seien teilweise „für Moslems verboten“ und den Touristen vorbehalten. Auf den Dörfern jedoch sei alles noch beim Alten, sagt Christiane Bölitz. Da hätten die Mädchen nur mit nackten Füßen und bedecktem Kopf in's Gebetshaus gedurft, und ein Junge in Shorts hätte einen langen, dunklen Rock anziehen müssen.

Eine Klassenfahrt gegen die Ausländerfeindlichkeit? „Ja“, meint Katja, „ich mag die Türkei jetzt furchtbar gern und jeden Türken auch.“ Christiane pflichtet ihr bei: „Die Leute, die jetzt die Republikaner gewählt haben, die haben keine Ahnung von der Türkei, und wie toll die Leute da sind.“

mw

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