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Der neue Mann bei alten Geschäftsfreunden

Südafrikas künftiger Premier de Klerk auf Staatsbesuch in Bonn  ■ G A S T K O M M E N T A R

Der designierte Staatspräsident Südafrikas, de Klerk, befindet sich derzeit auf einer Goodwilltour durch die europäischen Hauptstädte. Gestern wurde er in Bonn von Kohl und Genscher empfangen.

An de Klerks Machtübernahme - sie wird vermutlich erst im Herbst stattfinden - werden große Erwartungen geknüpft. Er ist moderat und verbindlich im Ton und gilt als Reformer, obwohl er dem konservativen Flügel der regierenden Nationalen Partei zugerechnet wird. Es wäre jedoch ein Irrtum zu glauben, de Klerk wolle die Politik des Apartheidstaats gründlich revidieren. Das südafrikanische Militär, das in den letzten zehn Jahren weitgehend die Macht übernommen hat, ließe das gar nicht zu, selbst wenn de Klerk dies wollte. Aber er will gar nicht. De Klerk hat unmißverständlich klargemacht, daß er nicht bereit ist, die Vorherrschaft der weißen Minderheit aufzugeben. Sein Verständnis von Reformen unterscheidet sich daher in der Substanz nicht von dem Bothas: Reformen gibt es nur zu den Bedingungen der weißen Minderheit.

Die Reiseziele de Klerks sind nicht zufällig gewählt. Großbritannien, Portugal und die Bundesrepublik haben in der EG seit jeher die Durchsetzung effektiver und umfassender Sanktionen verhindert. Die BRD und Großbritannien gehören zudem zu jenem kleinen Kreis von Staaten, die mit ihrem intensiven wirtschaftlichen Austausch das südafrikanische Regime bis heute über Wasser halten.

Die Bundesregierung selbst ist mit bundeseigenen Unternehmen wie der Lufthansa oder der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in das schmutzige Südafrikageschäft verwickelt. Wenn Kohl und Genscher jetzt de Klerk empfangen und ihn damit international aufwerten, so deshalb, weil ihnen dieser Apartheidchef um einiges genehmer ist. Denn er verspricht, die Todeskultur Südafrikas besser zu verbergen und damit den deutschen Wirtschaftsinteressen mehr zu dienen, als der grobschlächtige Botha dies vermochte. Eine Änderung der Bonner Haltung zu Südafrika ist so wenig zu erwarten wie die freiwillige Machtaufgabe der Rassisten in Südafrika. Das Treffen in Bonn ist daher vor allem Ausdruck der Komplizenschaft mit dem Rassistenregime: Gemeinsame wirtschaftliche und politische Interessen wiegen allemal schwerer als die politische Moral.

Walter Hättig, Leiter des Referats Südliches Afrika bei der

AG Solidarische Welt, West-Berli

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