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Angola: ein Schritt, kein Friede

Nach 14 Jahren Bürgerkrieg zwischen marxistischer Regierung und rechter Guerillaorganisation Unita erste Schritte in Richtung Frieden für Angola / Ab heute Waffenstillstand / Einrichtung einer Verhandlungskommission  ■  Von Knut Pedersen

Paris (taz) - Gruppenbild mit dem rechten Guerilla: 18 afrikanische Staatschefs und „General“ Jonas Savimbi, der seit 23 Jahren seinen brutalen Buschkrieg für die „totale Unabhängigkeit Angolas“ führt, zunächst gegen die portugiesische Kolonialarmee und dann, seit 1975, gegen das „Minderheitenregime in Luanda“. In der Nacht zum Freitag haben sich der international anerkannte marxistische Präsident Jose Eduardo dos Santos, der Nachfolger Augustino Netos, und der Anführer der bei der Bevölkerung wegen ihrer beispiellosen Brutalität berüchtigten Rebellenorganisation Unita, Jonas Savimbi, die Hände gereicht.

Die Szene hat sich in Gbadolite, dem zum „Dschungelversailles“ aufgeblasenen Heimatdorf Mobutus im Norden Zaires, abgespielt. „Das ist der erst Schritt zum Frieden nach 14 Jahren Bürgerkrieg in Angola“, kommentierte der amtierende Präsident der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU), der malische Staatschef Moussa Traore.

Der erste Schritt ist zudem ein symbolischer Akt, mit dem die versammelten afrikanischen Staatschefs den Frieden in Angola mehr oder weniger herbeizuschwören versuchen. Praktisch wurde in Gbadolite nichts anderes entschieden als ein Waffenstillstand, der seit Mitternacht in Kraft getreten ist. Das ist sicherlich politisch bedeutsam, auch wenn de facto die Waffen bereits seit vergangenem September schweigen. Im März hat Savimbis Unita („Union für die totale Unabhängigkeit Angolas“) zwar noch einmal eine „Großoffensive“ angekündigt - aber drei Tage später abgeblasen. Seither ist der von der Unita bis zum 24.Juli einseitig erklärte Waffenstillstand im großen und ganzen respektiert worden und nunmehr zur gemeinsamen Grundlage kommender Verhandlungen geworden.

„Mit dem Krieg ist es wie bei der Hochzeit: Um ihn zum Ende zu bringen, muß man sich, von Angesicht zu Angesicht, tief in die Augen sehen.“ Mit solch blumigen Formulierungen hatte Jonas Savimbi am Vorabend des Gipfeltreffens in Gbadolite seine Forderung nach Direktverhandlungen wiederholt. Die angolanische Regierung hatte darauf einmal mehr mit grundsätzlicher Ablehnung reagiert: Für Luanda war es - bis vorgestern - „unvorstellbar, mit dem Terroristen Savimbi und seiner Banditenarmee direkte Verhandlungen aufzunehmen“. So jedenfalls hatte sich am Mittwoch noch Außenminister Pedro Castro van Dunem geäußert. Und das war keineswegs affektierter Schein:

Nach verläßlichen Quellen hat Staatspräsident dos Santos seine Teilnahme am Gipfeltreffen in Gbadolite in Frage gestellt, als er erfuhr, daß Savimbi ebenfalls eingeladen war. Aber da war der fait accompli bereits unvermeidbar: Zaires Präsident Mobutu, der sich seit Monaten als Mittler und „Friedensstifter“ Fortsetzung auf Seite 2

Siehe auch Seite 7

sein internationales Profil schärft, hat mit wenig Redlichkeit einen diplomatischen Durchbruch zustande gebracht. Am Dienstag wird er im Rahmen seines offiziellen Besuchs in Washington George Bush zur Einstellung seiner Waffenhilfe an die Unita und zur diplomatischen Anerkennung der Regierung in Luanda raten. Ob es dazu tatsächlich kommen wird, hängt allerdings von mehr als diplomatischem Budenzauber ab. Die Integration der rund 50.000 Unita -Schergen, die Bildung einer „Regierung nationaler Einheit“ und die Eingliederung des Möchtegern-Führers Savimbi - der bis vorgestern noch im nationalen Radio als „Büttel Südafrikas“ beschimpft wurde - stehen noch aus.

Das Abschlußkommunique in Gbadolite sieht lediglich eine „Verhandlungskommission“ vor. Freie Wah

len werden mit keinem Wort erwähnt.

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