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Joris Ivens

Geboren 1898 in Nimwegen als Sohn des Fotografen Cornelius Antonius Petrus Ivens, dessen Firma „Capi“ (die Initialen des Vaters) Ivens später übernehmen wird. Mit dreizehn dreht er seinen ersten Film, Wigwam, einen Western. Seine Eltern und Geschwister spielen Indianer und Weiße, die Indianer sind mit holländischem Schokoladenpulver geschminkt. Danach Besuch der Handelsschule in Rotterdam und von 1922 bis 26 der Technischen Hochschule in Berlin. 1927 Die Brücke, ein Kurzfilm über eine neue Eisenbahnbrücke in Rotterdam, eine Art Bewegungsstudie. 1929 Brandung und Regen.

In den dreißiger Jahren werden seine Dokumentarfilme politisch. Borinage (1933) über den Streik der belgischen Bergarbeiter ist der erste J'accuse -Dokumentarfilm überhaupt, Spanische Erde (1937) ist Ivens‘ Beitrag zum Spanischen Bürgerkrieg. „Statt eine Petition für Vietnam, für Mali zu unterschreiben, fahre ich dorthin“, sagt Ivens. 1938 sein erster China-Film, 400 Millionen, über den Widerstand Chinas gegen Japan. Er will Maos Rote Armee filmen, aber die Kuomintang-Regierung unter Chiang Kai-shek läßt ihn nicht. Immerhin kann er bei einer geheimen Zusammenkunft einem kommunistischen Kameramann eine Kamera überlassen. Alle wichtigen Dokumentaraufnahmen von Mao und der Roten Armee sind mit dieser Kamera gedreht, sie steht heute im Museum in Peking. 1939-45 dreht Ivens in den USA, u.a. Lerne deinen Feind kennen: Japan, den er nicht fertigstellen darf, weil er den japanischen Kaiser als Kriegsverbrecher bezeichnet.

Danach dreht er im Auftrag Hollands in Indonesien; da er sich in Indonesia Calling allerdings auf die Seite der nach Unabhängigkeit strebenden Kolonie und gegen die niederländische Regierung stellt, kommt es zum Eklat. Sein Reisepaß wird für ungültig erklärt, er arbeitet in der Tschechoslowakei, in Polen, der UdSSR und der DDR. Zwar behauptet er, er sei nie Stalinist gewesen, aber er spricht nicht gern über die Filme von damals. 1956 läßt er sich in Paris nieder, dreht Die Seine trifft Paris und bekommt den Dokumentarfilmpreis in Cannes. In den nächsten Jahren Italien, Mali, Kuba, Chile, Vietnam-Filme. 1965 sein erster Wind-Film, Mistral.

Von 1971 bis 76 dreht er mit der dreißig Jahre jüngeren Marceline Loridan, die seit den 60er Jahren seine Lebensgefährtin ist, wieder in China: Wie Yü-Gung die Berge versetzte, eine 12stündige Dokumentarfilmserie über chinesischen Alltag, erstmals mit einem chinesischen Filmtrupp. Ab 1980 Arbeit an Eine Geschichte des Windes, Uraufführung 1988 auf der Biennale Venedig, wo Ivens einen Goldenen Löwen für sein Gesamtwerk bekommt.

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