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Tödlicher Umweltprotest in Portugal

■ Dorf im Aufstand gegen Umweltverschmutzung / Toter durch Schüsse der Nationalgardisten

Berlin/ Lissabon (afp/ap/taz) - Der anhaltende Umweltprotest der EinwohnerInnen des nordportugiesischen Dorfes Barqueiros hat am Dienstag ein Todesopfer gefordert. Bei einer Demonstration gegen die Umweltverschmutzung durch den örtlichen Kaolinabbau wurde ein junger Mann von Kugeln eines Nationalgardisten tötlich getroffen. Mindestes zwölf Personen seien verletzt worden, sagte ein Sprecher. Die DorfbewohnerInnen hatten aus Protest gegen die Verschmutzung ihres Lebensraums bereits einmütig die Europawahlen boykottiert.

Am Montag fand eine Demonstration von rund 200 Menschen statt, die gegen die Veunreinigung von Luft und Grundwasser, gegen den Einsatz von unzumutbar lauten Maschinen und vor allem gegen die Inbetriebnahme einer weiteren Kaolingrube im Tagebau, protestierten. Bei den Schürfarbeiten wurden bisher bereits zahlreiche Häuser und sogar die Kirche des Dorfes unterminiert. Die Behörden setzten gegen die DemonstrantInnen 80 Nationalgardisten ein; die Menschen setzten sich mit Steinwürfen zur Wehr. Nachdem ein Nationalgardist verletzt war, fielen sechs Schüsse. 13 Personen wurden verletzt, einer von ihnen, der 20jährige Jose Simoes erlag am Dienstag seinen Verletzungen. „Er wurde von einem Querschläger getroffen“, versicherte der Einsatzleiter, man habe „zur Einschüchterung“ nur in die Luft geschossen. Nach dem gewaltsamen Zusammenstoß hatte die Nationalgarde noch am Montag willkürlich Menschen verhaftet und praktisch den Ausnahmezustand über das Dorf verhängt.

Die 1.600 Einwohner von Barqueiros haben nicht nur die Europa-Wahlen boykottiert, um sich gegen den Kaolinabbau zu wehren. Schon seit Jahren setzen sich die Dorfbewohner gegen die Belastung zur Wehr, die durch die Gewinnung von Kaolin (Porzellanerde) entstehen. Kaolin bildet nicht nur den Hauptrohstoff in der keramischen Industrie sondern auch in der Papier-, Kunststoff- und Farbenindustrie. Die Einwohner blockieren die Landstraße und schicken ihre Kinder nicht mehr in die Schule und haben mehrfach versucht, die Schürfmaschinen lahmzulegen. Am Dienstag legten sie Kränze an der Stelle nieder, an der der junge Mann erschossen wurde: „Hier wurde ein Junge unserer Erde von der Nationalgarde auf Befehl der Regierung ermordet,“ hieß eine Inschrift. Die Behörden leiteten indessen eine Untersuchung der Vorfälle ein.

kir

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