piwik no script img

Land am Tropf

■ Ein hochseriöses Wirtschaftsinstitut macht sich Sorgen um die Entwicklung Südafrikas

„Wirtschaftssanktionen und Desinvestitionen beeinträchtigen die Entwicklung Südafrikas weiterhin“, urteilt das hochseriöse Münchner „ifo“ (Institut für Wirtschaftsforschung) in der jüngsten Ausgabe seines 'Schnelldienstes‘. Insgesamt erwartet das Institut für 1989 eine Abschwächung des südafrikanischen Wirtschaftswachstums von 3,1 auf 2,5 Prozent und eine Inflationsrate von mindestens 17 Prozent.

Die Verschuldungsproblematik könne noch keinesfalls als gelöst angesehen werden, auch wenn Pretorias Gläubigerbanken im Mai zwei Milliarden Dollar kurzfristiger Schulden in langfristige Darlehen umwandelten und damit ihre bisherige Haltung gegenüber Pretoria änderten. Die gesamte Auslandsschuld belaufe sich noch auf 21 Milliarden Dollar. Die besonders hohen Rückzahlungen von 1991/92 seien „derzeit ein noch ungelöstes Problem“.

Vier große Finanzprobleme macht das Institut aus: Erstens sei das Land strukturell auf Kapitalimporte angewiesen, um seine Entwicklungsdefizite zu überwinden. Südafrika erlebe aber jetzt schon im fünften Jahr hintereinander einen Nettokapitalabfluß. Zudem finde die Regierung keinen Zugang zu begünstigten Krediten, während zugleich IWF-Ziehungen durch die USA verhindert würden.

„Wachsende zusätzliche Sorge“ bereite auch noch der niedrige Goldpreis. Und weiter: „Das Ausland ist Südafrika gegenüber inzwischen zwar bei Handelskrediten flexibler geworden, weshalb Importeure auch ermuntert werden, in vollem Umfang von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Hinsichtlich anderer Finanzkredite an Südafrika herrscht immer noch große Zurückhaltung.“

Das „ifo“ vermutet denn auch, daß auf den südafrikanischen Finanzminister in Zukunft noch schwierigere Jahre zukommen werden. Zum Haushaltsentwurf von 1989/90, der eine zwanzigprozentige Ausgabenerhöhung bei Landesverteidigung und Polizei vorsieht, notieren die Wirtschaftsforscher: „Begründet wird diese Erhöhung vor allem mit den erheblichen Kosten des Abzugs der südafrikanischen Armee aus Namibia ein nicht ganz einleuchtendes Argument angesichts des Fortfalls der bisherigen Kriegslasten im Norden Namibias.“

diba

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen