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Wesertunnel wird in den Sand geplant

■ Dedesdorfer Tunnel hat nur als Stück einer neuen „Küstenautobahn“ Sinn / Anhörung der Betroffenen hat begonnen

Noch weiß keiner, welcher Verkehr einmal durch den Wesertunnel zwischen dem AKW Esenshamm und Dedesdorf rollen soll. Doch trotzdem geht das Planungsverfahren jetzt schon in die zweite Etappe: Nach Abschluß einer „Umweltverträglichkeitsprüfung“ fand gestern in Loxstedt, Kreis Cuxhaven, der erste Erörterungstermin im Rahmen des Raumordnungsverfahrens statt.

Dem „Regionalverkehr“ solle der Wesertunnel dienen und damit die regionale Wirtschaft stärken, heißt es in den zuständigen

Chefetagen der Landesregierung in Hannover und der Bezirksregierungen in Lüneburg und Oldenburg. Erstere ist für die Verkehrsplanungen bis zum östlichen Weserufer und die Autobahnröhre selber zuständig, letztere für die Anbindung des Tunnels an das Straßennetz westlich der Weser. Doch im Osten wurde nur bis zur Verbindung mit der A27 Bremen-Bremerhaven gedacht, im Westen sogar nur bis zur B212 nach Nordenham. Warum allerding für den Trecker-und anderen Nahverkehr zwischen der Weser

marsch und dem Landkreis Cuxhaven, der bislang von sechs kleineren Fähren lässig bewältigt werden konnte, für mindestens eine Milliarde Mark ein Tunnel gebuddelt werden muß, konnte auch gestern nicht geklärt werden.

Umweltverbände wie der BUND trauen deshalb den Versicherungen des niedersächsischen Ministers Hirche nicht, der eine in den 70er Jahren geplante „Küstenautobahn“ von Hamburg durch den Dedesdorfer und den Ems-Tunnel bis nach Rotterdam

für längst erledigt erklärt. Die Tatsache daß die Trasse der „Küstautobahn“ nach wie vor im Landesraumordnungsplan verzeichnet ist, begründete Hirche mit „bürokratischen Gründen“. „Wir können uns nicht vorstellen, daß man beim Lesen von Raumordnungsprogramme mit solchn geheimen Vorbehaltsklauseln berücksichtuigen muß“, hielt denn auch der ungläubige BUND-Vertreter den Planungsbehörden gestern in Loxstedt vor.

Auch in Bremen wird die Dedesdorfer Tunnel-Planung nicht gern gesehen. Schließlich will der Hafensenator gerade selber Bundesmittel für die neue Autobahn 281 vom Neustädter Güterverkehrszentrum durch einen Wesertunnel nach Oslebshausen einwerben. „Würde mit der Küstenautobahn eine schnelle Verbindung der holländischen Häfen nach Skandinavien geschaffen, wäre uns das nicht sehr willkommen“, nennt der Specher des Hafensenators, Will, einen weiteren Bremer Grund gegen das niedersächsische Milliarden-Projekt.

Allerdings gibt es einen Be

schluß der drei norddeutschen Wirtschaftsminister, in dem neben der Oslebshauser und dem Dedesdorfer Wesertunnel auch noch eine vierte Röhre für den Elbtunnel vorgeschlagen wird. Alle drei Projekte zusammen, untereinander durch die „Küstenautobahn“ verbunden, würden zwar tatsächlich neuen Schwerlastverkehr aus den Häfen und von der Schiene auf die neuen Straßen locken. Eine Unterstützung der regionalen Wirtschaft ließe sich mit den mehreren Milliarden Mark Baukosten allerdings gezielter, schneller und nicht zuletzt ökologisch weniger katastrophal ohne die Tunnel erzielen.

So sehen es neben den Umweltverbänden auch zahlreiche AnwohnerInnen des Dedesdorfer Großprojekts. „Rechtsstreitigkeiten werden kaum ausbleiben“, kündigte gestern der Anwalt des BUND den Planungsbehörden mit. Eine Fertigstellung des Milliarden-Tunnels schon Ende der 90er Jahre, mit der das Bundesverkehrsministerium rechnet, wird dann unmöglich.

Dirk Asendorpf

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