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Viel Ahnung vom Tuten und Blasen

■ Zwei Bremer Bläserformationen debütierten

Dort, wo üblicherweise eher härtere Töne zu hören sind, nämlich bei der Newtips-Konzertreihe im Saal der Naturfreundejugend, war am Donnerstagabend Ungewöhnliches angesagt: mit „La Tarte a la Creme“ und „Noch ein Saxofon -Quartett“ traten zwei Bremer Bläserformationen zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Vor allem Freunde und Bekannte der Musiker füllten den Saal, und von Beginn an entwickelte sich ein amüsantes Tuten und Blasen. Gekleidet in angemessenes, schwarz-weißes Outfit, eröffneten beide Gruppen, an verschiedenen Stellen plaziert, den Abend gemeinsam mit dem 'Großen Tra Ra Ra‘. Dann übernahmen die fünf Freunde des Klassischen, aber nicht zu ernsthaften Blechs von „La Tarte a la Creme“ den ersten Part; mit zwei Trompeten, Posaune, Horn und Tuba spielten sie sich vornehmlich durch Werke dieses Jahrhunderts, vom Franzosen Dubois über den Amerikaner Charles E. Ives bis zum russischen Komponisten Tcherepnin. Dabei ließ sich das Quintett so manchen Zusatzgag einfallen: zu 'Le Cinema Muet‘ von Dubois wurde passenderweise ein Charlie Chaplin -Stummfilm auf die Leinwand hinter der Bühne projeziert; die Hommage des Bremers Uwe Rasch an die Gründung des SEK begann und

endete jeweils mit einem martialisch anmutenden Marsch, und der für ein Hundebegräbnis(! ) geschriebene 'Slow March‘ von Ives wurde mit einem ebensolchen der Musiker auch optisch unterstrichen. Nach vierzig sehr abwechslungsreichen Minuten beendete eine eigenwillige Bearbeitung von 'Frere Jaques‘ diesen Set.

Etwas steifer als der Blechfünfer agierte dann nach der Pause „Noch ein Saxofon-Quartett“, das sich den ZuhörerInnen bei den ersten beiden Titeln ebenfalls als Quintett präsentierte. Vielleicht lags am Programm, das sich von Gabrielis 'Sacre Sinfoniae‘ über Kurt WeuBach bis zu neueren Werken aus diesem Jahrhundert erstreckte, vielleicht auch nur an den weniger extrovertierten Persönlichkeiten. Aber nichtsdestotrotz geriet auch dieser Teil zur absoluten Kurzweil, weil jedes Stück sich als neue Klang-und Hörerfahrung entpuppte.

Der eine oder andere Ton an diesem Abend lag leicht daneben - was da Absicht war und was nicht, war angesichts des augenzwinkernden Umgangs der Akteure mit ihrem Programm schwer festzumachen. Aber um Perfektion im statischen Sinne geht es ihnen wohl auch nicht, und das wirkt sehr sympathisch.

Die Newtips-Reihe, übrigens

ohne finanzielle Unterstützung von außen, geht in die Sommerpause. Ab September sind wieder Bewerbungen von Bands aller Art herzlich willkommen! Jü

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