: Abwaschbare Kellergewölbe
■ Klanginstallationen von Christina Kubisch zur Breminale-Eröffnung
„Ich hasse Popperschweine“ steht an der Wand, eine Botschaft aus vergangenen Zeiten. Die Kellergewölbe gehörten einmal dem „Alten Gymnasium“, gekachelte Dusch-und Umkleideräume: Seit Samstag pfeifft es da unangenehm hochtönig, UV-Lampen lassen weiße Knöpfe und Hemden grell aufleuchten, der Raum versinkt im dämmrigen Grau. An der Wand markieren rechteckige UV-leuchtende Linien die Stellen, an denen die Duschköpfe sind. Beim näheren Hinsehen sieht man nur, daß die Linien die mit Pigmenten versetzten Kabel sind. Ausgerechnet hier wurde am Samstag die Breminale „eröffnet“. Die gebürtige Bremerin Christina Kubisch zeichnet für
die Klang-Installation „40 kHz“ verantwortlich, sie ist derzeit mit einem Stipendium in Worpswede. In dem Getriebe der Breminale-Eröffnung wirkten die Räume eher belanglos, nach dem feierlichen Umtrunk waren die Duschräume schnell leer.
Die „kühle Strenge gekachelter Kellerräume“ erinnerte den Eröffnungsredner B. Schossig nicht nur an die Arbeit am Körper, die für die Gymnasiasten - „mens sana in corpore sano“ - hier zu erledigen war. Und an Gestapo-Folterkeller, abwaschbare Wände, erstickend dicke Wände unter der Erde. Eine bedrückende Atmosphäre. Aber darum geht es der Installations-Künstlerin. Mit den Ultraschall kann man kleine
Tiere verjagen, sagt Christina Kubisch. Wer sich ihm länger aussetzt, ungestört durch das Stimmengewirr von Mitmenschen, empfindet diesen unangenehmen Ton beklemmend. Wahrscheinlich haben die Schüler des AG in den fensterlosen Gewölben ganz selbstverständlich geduscht und gelärmt. Der feine Quälton macht den Raum unerträglich.
Für die Installation ist der so dunkel wie er eben ist. Fensterlos. Die das UV-Licht zurückgebenden Linien und Punkte an der Wand erhellen den Raum nicht, sondern bezeichnen ihn. Er wird plastisch in seinem Dimensionen und Verwinklungen. Ein paar Meter um die Ecke - geht der Raum weiter, kein Fenster, kein Ausweg, nur abgeschlossene Kachelwände. Und dieser Quälgeist von Pfeifton.
Das Beklemmende des Raumes, erklärt Christina Kubisch, hat sie interessiert.
K.W.
In der Dechanatstraße bis 4.Juli 15-19 Uhr, 5.-9.Juli 15-20 Uhr
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen