: Rechtsideologe in San Salvador ermordet
Gegenseitige Schuldzuweisungen nach dem Tod Edgar Chacons ■ Aus Managua Ralf Leonhard
Der prominente Antikommunist Edgar Chacon wurde Freitag im Norden von San Salvador von Unbekannten erschossen. Der 38jährige Chef des Instituts für Internationale Beziehungen, der sich durch eine Serie von rechtsextremen Veröffentlichungen einen Namen gemacht hatte, starb eine Stunde nach dem Attentat im Krankenhaus. Während die Pressestelle der Armee und die Regierung umgehend die Guerilla des Mordes bezichtigten, wies die FMLN wenige Stunden nach dem Anschlag jede Verantwortung zurück. „Der Tod von Edgar Chacon, ein Ideologe der Gruppe von Orlando de Sola, ereignete sich im Rahmen eines offenen Krieges in den Reihen der Rechten unter Beteiligung von CIA-Agenten“, heißt es in einem Kommunique der FMLN. Orlando de Sola ist der prominenteste Vertreter der Unternehmerfraktion in der regierenden Arena.
Die FMLN hält das Attentat für einen Revancheakt für die Ermordung von Präsidentschaftsminister Rodriguez Porth am vergangenen 9.Juni. Diese soll auf das Konto der Gruppe um den ehemaligen Geheimdienstchef Roberto d'Aubuisson gehen. Die Witwe Chacons, Helen Vasques, machte in einer ersten Stellungnahme sowohl die Guerilla als auch den US -Geheimdienst CIA verantwortlich.
In einem am Freitag in Umlauf gebrachten Kommunique macht die FMLN die Arena-Regierung in ihrem ersten Amtsmonat für 67 Morde, 80 Festnahmen und zehn Verschwundene verantwortlich. Gleichzeitig beschuldigte das Oberkommando der Rebellen die Regierung, sich einem ernsthaften Dialog zu entziehen: „Die Politik Cristianis basiert auf Wortspielen: er spricht von Frieden, Dialog und Reformen, doch in der Praxis stellt er der politischen Verhandlungslösung Hindernisse entgegen.“
Das ist als direkte Antwort für Staatschef Cristiani zu verstehen, der am Freitag die Zusammensetzung einer Dialogkommission für unverbindliche Gespräche mit den Rebellen bekanntgegeben hatte. Die Kommission besteht nur aus Arena-Leuten, da die vorgesehenen Vertreter der Christdemokraten und der linken Demokratischen Konvergenz ihre Teilnahme verweigert hatten.
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