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Frankreichs Grüne sehen gern rot

„Les Verts“ nehmen die sozialistischen Anregungen für zukünftige Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf / Eine ihrer Hauptforderungen ist die Einführung des Verhältniswahlrechts  ■  Aus Paris Georg Blume

Die grüne Unschuld währt auch in Frankreich nicht lang. Schon müssen sich „Les Verts“ über ein gemeinsames Regierungsprogramm mit den Sozialisten Gedanken machen, Bedingungen formulieren und realpolitische Ziele stecken. Dabei schienen gerade Frankreichs Grüne mit ihrem Slogan „ni gauche, ni droite“ (weder rechts noch links) von solchem Gerede noch für lange Zeit befreit. Nun aber beschleunigte Sozialistenchef Pierre Mauroy mit seinem langfristigen Bündnisangebot die grüne Diskussion.

Plötzlich will Grünensprecher Antoine Waechter mit den Sozialisten „über ein Programm und sogar über die Zukunft diskutieren“. Derweil sieht Parteikollege Didier Anger, frischgewählter Europaabgeordneter aus der Normandie, endlich die Chance gegeben, über „die Einführung des Verhältniswahlrechts zu verhandeln“. Kurz, Les Verts finden schnell Geschmack an rot-grünen Perspektiven, zumal eine Fundi-Realo-Debatte nach bundesdeutschem Muster in Frankreich kaum abzusehen ist.

Einig ist sich die Partei vorerst, daß „bis zum Ende der Legislaturperiode Bündnisverhandlungen mit wem auch immer nicht in Frage kommen“ (Waechter). Dem zugrunde liegt die Tatsache, daß es in der französischen Nationalversammlung bisher keine grünen Abgeordneten gibt, und es sie auch in absehbarer Zeit nicht geben wird, falls es beim bisherigen Mehrheitswahlrecht in Frankreich bleibt. So liegt denn auch die Position von Les Verts in eventuellen Gesprächen mit den Sozialisten fest. Zunächst muß die Partei eine Wahlrechtänderung erreichen, bis dahin erübrigen sich alle (auch parteiinternen) Diskussionen. Welche Bedingungen die grüne Partei den Sozialisten später einmal stellen könnte, hatte Waechter bereits im März klar gemacht: AKW-Baustopp, neues Umweltministerium, lokale Volksreferenden und Atomteststopp auf Mururoa. Mögen sich die französischen Grünen untereinander weniger über Rot-Grün streiten als ihre bundesdeutschen Kollegen - „mit den Sozialisten gibt es doch mehr Differenzen als mit der SPD“, meint Didier Anger.

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