Schnell zum Schrott

■ Spandauer Autoverschrottungswerk setzt Senat eine Frist / Wenn die Firma ihren Müll nicht los wird, will sie schließen

Wer ein Auto verschrotten lassen will, sollte sich beeilen. Wenn die Firma Koch und Lange ihre Drohung wahr macht und die Shredderanlage stillegt, dann könnten die Schrottplätze bald überfüllt sein. Bis heute um 9 Uhr hat die Spandauer Firma der Senatsumweltverwaltung eine Frist gesetzt. Wenn sich die Behörde bis zu diesem Termin nicht zur Zufriedenheit äußert, dann will Geschäftsführer Claus Rosenburg den Laden „spaßeshalber vier Wochen zumachen“.

Rosenburg wollte gestern allerdings nicht verraten, was er im einzelnen von der Umweltverwaltung erwartet. Wie berichtet, weigert sich die Berliner Stadtreinigung (BSR) seit Donnerstag, den Shreddermüll der Firma abzuholen und auf die DDR-Deponie Vorketzin zu bringen. Umweltsenatorin Schreyer hatte den Mülltransport gestoppt, nachdem die BSR weit überhöhte PCB-Werte in den Shredderrückständen festgestellt hatte. Die DDR nimmt auf ihren Deponien Müll nur dann an, wenn sein PCB-Gehalt zehn ppm (parts per million) nicht überschreitet. Die Werte des Shreddermülls hätten sich jedoch zwischen 28 und 81 ppm bewegt, sagte Schreyers Referent Thomas Schwilling gestern. Der Referent sprach von einer Gefahr für das Grundwasser unter der Deponie. PCB (Polychlorierte Biphenyle) ist nicht nur giftig und krebsverdächtig, sondern auch mit dem noch giftigeren Dioxin verunreinigt.

Schwilling ließ sich von der Drohung, das Werk zu schließen, gestern nicht beeindrucken. Er sicherte jedoch zu, Koch und Lange heute anzubieten, bei der Suche nach den PCB-Quellen im Schrott zu helfen. Zur Not sei es auch möglich, den Müll in zugelassenen Zementwerken in Westdeutschland zu verbrennen. In dem Spandauer Autoverschrottungswerk, dem mit Abstand größten der Stadt, werden täglich 200 Autos zerkleinert. Daneben verläßt eine größere Zahl von Autowracks die Stadt per Schiff. Das sei zur Zeit aber kein Ausweg, weil die Kanäle zuwenig Wasser führten, meinte Geschäftsführer Rosenburg gestern.

hmt