: „Kuckucksei“ Frauenforschung
■ Juristerei und Kulturwissenschaft wollen je eine Forscherin, Biologie nicht
Wenn es nach dem Akademischen Senat der Universität geht, dürfen drei Bremer Studiengänge ab sofort eine Frauenforscherin berufen. Die drei Studiengänge heißen Jura, Kulturwissenschaften und Biologie - und wurden nicht zuletzt deshalb von einer zentralen Kommission ausgeguckt, weil ihr Lehrkörper noch immer rein männlicher Natur ist. Zwei der drei Studiengänge erklärten sich mit der feministischen Ergänzung einverstanden und wollen jetzt Berufungskommissionen bilden. In Jura wird damit die erste geistes- und sozialwissenschaftliche Frauenprofessur der Universität zu vergeben sein. In Kulturwissenschaften soll es eine sogenannte „kleine Professur“ werden, eine „Dozentur auf Dauer“, in der zwar selbständig gelehrt und geforscht werden darf, die aber dem akademischen Mittel
bau zugerechnet und zunächst aus „Überlastmitteln“ finanziert wird. Umstritten ist jedoch nach der Sitzung des Akademischen Senats gestern noch immer, wo denn die erste naturwissenschaftliche Frauenforscherin Bremens „angesiedelt“ werden soll. Denn der von der akademischen Kommission ausgeguckte Studiengang Biologie hatte in der vergangenen Woche mehrheitlich einen solchen weiblichen „Fremdkörper“ abgelehnt. Konrektor Hermann Cordes, selbst Biologe, bedauerte diese Entscheidung: „Ich sehe keine Chance, kurzfristig zu einer Lösung zu kommen. Der Akademische Senat sollte sich auf einen langen Diskussionsprozeß einstellen.“ Der Informatiker Prof. Coy war noch skeptischer: „Ich hab den Eindruck, daß in der Biologie nichts mehr zu machen ist.“ Die Hochschullehrerin Mar
lis Krüger, die vergeblich mit den Biologen verhandelt hatte, regte an, mit weiteren Gesprächen das Rektorat zu beauftragen. Nun wird der Biologe und Konrektor Cordes das schwere Amt übernehmen, seine Kollegen umzustimmen Kollegen, die sich gestern auf den hinteren Bänken entschlossen zeigten, sich keinesfalls solch ein „Kuckucksei ins Nest setzen zu lassen“.
Einer der - in Frauenfragen fortgeschrittenen Sozialwissenschaftler plädierte für Nachsicht mit den Biologen, schließlich hätten die Geisteswissenschaftler auch ihre Zeit zum Umdenken gebraucht. - In der Tat, mindestens zwei hochqualifizierte Bremer Sozialwissenschaftlerinnen, die Jahre vergeblich auf eine Professur gehofft hatten, sind mittlerweile an andere Unis abgewandert.
B.D.
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