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THEATERRÄUMUNG?

■ Mieterhöhung mit viel Geräusch

Das Kleine Theater am Südwestkorso in Friedenau hat am Dienstag angekündigt, gegen eine Räumungsklage des Hausbesitzers kämpfen zu wollen. In den vergangenen Monaten war es zum Streit zwischen dem Theater und dem ehemaligen Verwalter und jetzigen Hausbesitzer über einen neuen Mietvertrag gekommen, der dem Theater zufolge ab Januar 1990 eine 80prozentige Mieterhöhung vorsieht. War mit demVerwalter im April eine Einigung über eine 50prozentige Steigerung erzielt worden, bestand laut Frau Fromm der nunmehrige Besitzer im Mai auf der 80prozentigen Erhöhung. Das bedeute „das Aus“, sagte Geschäftsführer Bernhard Kramer. Sein Theater sei jedoch weiterhin zu Gesprächen über eine Anhebung der Zahlungen auf das Niveau der „ortsüblichen Gewerbemiete“ bereit.

Das Kleine Theater könne eine 80prozentige Mieterhöhung nicht verkraften, meinte Kramer. Obgleich das Haus derzeit mit seinem seit Juni 1986 laufenden Erfolgsstück Das Küssen macht so gut wie kein Geräusch ständig ausverkauft sei (bisher wurden 100.000 Zuschauer gezählt), brächten 99 Plätze und Subventionen von 450.000 Mark (ein Drittel des Gesamtetats) jährlich nicht genügend Einnahmen zur Deckung der höheren Mietkosten. Gegenwärtig beschäftige er 25 Angestellte, davon 19 Schauspieler, einen Musiker und fünf in Verwaltung und Technik. Kramer zeigte sich bereit, die „ortsübliche Gewerbemiete“ von 12 Mark pro Quadratmeter zu zahlen, nicht jedoch, wie jetzt verlangt, 15 Mark. Bislang habe der Quadratmeterpreis für das Theater bei etwa 8 Mark gelegen.

Kultursenatorin Anke Martiny hat an den Hausbesitzer geschrieben, in dem sie nachdrücklich die Position des Theaters vertritt und darauf hinweist, daß im Falle einer Nichteinigung die Räume wiederum nur von einem Theater genutzt werden könnten. Hierfür werde es jedoch von ihrer Seite keinerlei Subventionen mehr geben. Eine Umwidmung des Hauses für andere gewerbliche Zwecke bedürfe einer behördlichen Zustimmung.

Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Uwe Lehmann-Brauns, hat sich betroffen über die Kündigung des Kleinen Theaters am Südwestkorso geäußert. Angesichts der „knapp kalkulierten Mittel der freien Theater und Gruppen“ würde ein durch Mieterhöhung erzwungener Abbruch der Theaterarbeit in Friedenau „zu einer weiteren Verunsicherung der privaten und freien Theatergruppen führen“.

dpa/taz

Heute zwischen 12 und 14 Uhr hat das Kleine Theater eine Demonstration vor dem Haus des Hausbesitzers, Nürnberger Straße 23, angemeldet.

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