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Der Wurm bleibt drin.

■ Betr.: Bewerbungs-und Ausleseverfahren an der Hochschule der Künste

Wieder einmal war es so weit: die Hochschule der Bildenden Künste in Bremen lud ein, sich zu bewerben.

So manch einer, der monatelang gezeichnet, gemalt und plastiziert hatte, konnte nun in Form einer Mappe sein Talent unter Beweis stellen.(...) Doch nur rund 1/4 der Bewerber schaffen die Hürde, zur Aufnahmeprüfung zugelassen zu werden. Die Mappendurchsicht erfolgt so routiniert, daß es schon einmal vorkommen kann, daß eine Mappe erst gar nicht geöffnet wird.Dem Bewerber flattert trotzdem eine Ablehnung ins Haus.(...)

In der Informationsbroschüre der HdK ist von Darstellungs-, Abstraktions-'Vorstellungs-'Reflektions-und Selektionsvermögen die Rede, und man findet eine Punktzahl als Kriterium der Bewertung. Doch wie diese Punktzahl zustande gekommen ist, bleibt ein Geheimnis der Dozenten, die Talent nach Punkten bewerten.(...)

Sollte man/frau aber das unglaubliche Glück haben, mit seinen Zeichnungen zu gefallen, wird zur drei tägigen praktischen Aufnahmsprüfung geladen. Hier entscheidet sich von Angesicht zu Angesicht, was der Prüfling wirklich drauf hat. Nachdem am ersten Tag noch Zeichnerisches im Vordergrund steht, so darf am zweiten Tag so richtig drauflosgemalt werden. Natürlich unter den kritischen Augen der Honoratioren. Zuguterletzt ein Abschlußgespräch. Oder sollte man besser sagen:ein Abschußgespräch? Denn jetzt muß auch noch das Äußere gefallen.(...)

Nur ca. die Hälfte der Prüflinge hat das unbeschreibliche Glück, hineinzupassen in den Erkenntnishorizont der Dozenten. Ansonsten heißt es: Das Niveau der eingereichten Arbeiten würde nicht dem der eingereichten Mappe entsprechen'etc...

Sollte man wagen, von seinem Recht Gebrauch zu machen und Widerspruch einzulegen, wird man lapidar an die Zulassungsordnung verwiesen (und) ...nochmals mangelnde Begabung bescheinigt.(...)Im Nachhinein darf man für sein Widerspruchsrecht auch noch zahlen: Sechzig Deutsche Mark.

Der nächste Schritt wäre, Klage zu erheben, doch wer kann sich das schon leisten. Die Altvorderen sitzen doch am längeren Hebel, schalten und walten nach ihrem Gutdünken und sind in ihrer Position unantastbar.

So bleibt einem nichts anderes übrig, sich beim Nächsten Mal wiederzubewerben mit der Hoffnung, nun doch den Geschmack der Kunstpäpste getroffen zu haben. Nicht nach eigenen Vorstellungen zu arbeiten'sondern (...) eine Mappe zusammenzubasteln mit der man/frau sich zwar selbst verleugnet, aber vielleicht dem erhofften Ziel, einen Studienplatz zu bekommen, näherrückt.

Was sagte doch einer der Professoren, selber ein Autodidakt: „Wer Künstler werden will, wird Künstler“. Na bitte.

Jörg Koblenz

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