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Euler präsentierte Nägel mit Köpfen

■ Filminstitut und Filmbüro erläuterten vor dem Landesrundfunkausschuß ihre Pläne

Großer Auftritt für den Landesrundfunkausschuß: Das am 28. April von der Bremischen Bürgerschaft ins Leben gerufene Gremium traf sich gestern zum ersten Mal zur öffentlichen Sitzung. Bis Ende dieser Woche soll nach einer Reihe von Anhörungen entschieden werden, wer die dritte in Bremen zur Verfügung stehende terrestrische Fernsehfrequenz zugesprochen bekommt. Und einer, der die Weichen für die Frequenzvergabe in den vergangenen Monaten entscheidend gestellt hat, wurde gestern als erster angehört: Hans-Helmut Euler, Ex-Staatsrat und nun Geschäftsführer des Instituts für Film/Fernsehen Bremen (BIFF).

In letzterer Eingeschaft hatte Euler mit den Interessenten SAT-1, RTL-plus und tele-5 verhandelt, um für das BIFF möglichst viel an finanzieller Förderung und Sendeminuten herauszuholen. Frei nach dem Bremer Landesmediengesetz, das vorschreibt, daß die Frequenz an diejenigen vergeben wird, die „örtlichen Interessenten aus dem kulturellen Bereich eine angemessene Beteiligung ermöglichen“. Örtlicher Interessent aus dem kulturellen Bereich: Selbstverständ

lich das Filmbüro. Ein sichtlich mit sich zufriedener Euler war es, der die Verhandlungsergebnisse präsentierte. Während RTL nicht mehr als Absichtserklärungen abgeben mochte, tele 5 anbot, eine gemeinsame Gesellschaft zu gründen, um ein lokales Fenster zu produzieren und sich auch eine finanzielle Zuwendug vorstellen konnte, bot SAT-1 am meisten. 750.000 Mark per anno will SAT-1 an das BIFF überweisen. Sendeplätze werden dem BIFF zwar noch nicht zur Verfügung gestellt, dafür dürfen die Bremer in Kooperation mit dem Wissenschaftsmagazin Spectrum zweimal wöchentlich sieben Minuten und zweimal jährlich eine halbe Stunde Wisssenschaftliches senden. Dafür gibt es 2.000 Mark pro Sendeminute. Und, wenn das BIFF bis 1994 dazu in der Lage ist, soll ein halbstündiges regionales Fenster für Beiträge aus Bremen produziert und gesendet werden. Euler: „Unsere Präferenz liegt auf der Hand.“

Aber muß das erst seit Mai groß ins Geschäft eingestiegene BIFF alle Mittel, die ein privater zu zahlen bereit ist, an sich binden? Gibt es nicht andere örtliche Interessenten? Uwe Parpart, für die SPD im Landesrundfunkaus

schuß: „Es besteht von unserer Seite aus Interesse, das Filminstitut und das Filmbüro miteinander zu verbinden.“ Weitere Forderung von Parpart: Das BIFF solle sich in der Nachwuchsförderung engagieren. Gegen eine Zusammenarbeit mit dem Filmbüro hatte Euler überhaupt nichts einzuwenden. Nur was und wieviel er sich das kosten lassen würde, mochte er nicht sagen.

Die ebenfalls geladenen Roland Mayer und Birgit Johannsmeier vom Bremer Filmbüro, das izwischen Kristallisationspunkt für rund achtzig mit Film beschäftigten BremerInnen ist, wurden da konkreter. Mayer: „Was wir brauchen ist eine kleine, stabile finanzielle Förderung.“ Jährlich 80.000 Mark für die geplante Film- und Videowerkstatt in Walle und 220.000 Mark, um Filmprojekte mitfinanzieren zu können. Johannsmeier: „An den Geldern müssen wir partizipieren, denn wir vertreten die Leute, die in Bremen Filme machen.“

Die Landesmedienanstalt muß sich nun überlegen, ob sie dem BIFF Auflagen machen kann, um die Euler-Institution zu einer Zusammenarbeit mit den Filmern zu zwingen. Überlegen müssen die neuen Landesrundfunkräte auch,

ob denn die Staatsferne des Filminstituts gewärleitet ist. Zwar verwies Euler gestern darauf, daß das BIFF nicht selbst als Veranstalter auftritt - auch bei BIFF-Produktionen zeichnet Sat-1 verantwortlich - doch im Vertrag mit SAT-1 ist festgeschrieben, daß das BIFF das regionale Fenster eigenverantwortlich produziert. Und der Einfluß des Senats auf das BIFF ergibt sich nicht nur

aus dem Werdegang Eulers. In der Vereinssatzung ist festgeschrieben, daß auch die Hansestadt Bremen Vereinsmitglied ist, und zwar ein besonderes: Er hat ein alleiniges Vorschlagsrecht, wenn es darum geht den künftigen Vorsitzenden zu küren.

hbk

Anhörung wird Mittwoch und Donnerstag ab 9.00 Uhr im Rathaus fortgesetzt mit der Anhörung der Privaten fortgesetzt.

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