Subventioniert Berlin den ADAC?

■ Berliner Bank kooperiert mit dem ADAC bei der Herausgabe einer Kreditkarte - und soll Millionenverluste auf Kosten der Steuerzahler machen / Bank dementiert nicht

Während viele Autofahrer dem ADAC den Rücken kehren, ist die landeseigene Berliner Bank dem Autoclub zur Zeit bei der Mitgliederwerbung behilflich - und buttert bei diesem Geschäft nach Angaben der Wochenzeitschrift 'Zeit‘ sogar noch zu. Die preiswerte ADAC-Visa-Kreditkarte, die der ADAC seit Mai seinen Mitgliedern anbietet, ist nämlich ein Produkt der Berliner Bank. Sie ist für das gesamte Bundesgebiet der Vertragspartner des ADAC für das Kartengeschäft. Ausgenommen ist nur Württemberg, weil hier die Stuttgarter Landesgirokasse mit dem Autoclub kooperiert.

„Der ADAC will seinen Mitgliedern natürlich besondere Leistungen bieten“, weiß ein Sprecher der Berliner Bank das Interesse des ADAC am Kartengeschäft zu deuten. Für eine herkömmliche Kreditkarte muß der Bankkunde jährlich 60 Mark auf den Tisch legen, für die ADAC-Karte lediglich 45 Mark. Die Bank hofft, auf diesem Weg ihren Kundenkreis zu erweitern. „Völlig losgelöst“ von der Berliner Diskussion über das Tempolimit auf der Avus will der Banksprecher den Deal betrachtet wissen. Denn erstens sei der Vertragspartner nicht der Landesverband des Autoclubs, sondern die Bundeszentrale des ADAC; zweitens habe man den Vertrag bereits Anfang des Jahres geschlossen. Kurzfristig könnte die Bank den Vertrag gar nicht kündigen, meinte der Banksprecher.

Für den Autoclub ging die Rechnung bisher offenbar auf. Seine Mitglieder sind von dem Angebot begeistert. In kürze, so die Prognose der Bank, werde die hunderttausendste Karte verkauft sein. Ob die ADAC-Karte für die Berliner Bank und den Steuerzahler ein ähnlicher Erfolg ist, läßt sich nach einer Meldung der 'Zeit‘ bezweifeln. Danach bringt die ADAC -Kreditkarte den beteiligten Banken vorerst ausschließlich Verluste ein. Mögliche Konsequenz: die Berliner Steuerzahler subventionieren indirekt den ADAC - nach der Höhe des Bankgewinns bemessen sich schließlich die Dividenden, die an das Land Berlin ausgeschüttet werden. „Noch in diesem Jahr“ erreiche die Bank mit den ADAC-Karten „die Gewinnzone“, dementierte der Banksprecher gestern. Doch obgleich das Kreditinstitut die 'Zeit'-Meldung als „geschäftsschädigend“ betrachtet, will es auf eine Gegendarstellung - großzügig verzichten.

Finanzsenator Norbert Meisner (SPD), der für die Kapitalbeteiligungen des Senats zuständig ist, will die Bank bei diesen Geschäften gewähren lassen. Die Berliner Bank, die zu 60 Prozent in Landesbesitz ist, sei „in ihrer Geschäftstätigkeit selbständig“, sagte Meisner-Sprecher Brinkschulte. Im Gegensatz zum Gebahren der stadteigenen Aktiengesellschaft Bewag sei hier nicht die unmittelbare Stadtpolitik betroffen.

hmt