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„Powwow Highway“ von Jonathan Wacks

■ Red Easy Rider im Klapper-Buick

Die Rothäute gehen auf Kriegspfad und die Bleichgesichter entdecken Amerika on the road. So ging es bisher zu im Kino: Indianer waren entweder die ewig Wagenburgen angreifenden Wilden oder - in aufklärerischen Spätwestern die tragisch leidenden Opfer. Folkloristische Klischees also. Und wenn die Hauptrolle tatsächlich einmal nach einem Indianer verlangte, mußte Anthony Quinn, Robert Taylor oder Paul Newman braun angepinselt werden. Und das ändert sich auch jetzt erst langsam: Während unabhängige amerikanische Filme derweil längst von und über Latinos und Schwarze gemacht werden, ist „Powwow Highway“ ( ironischerweise eine Produktion der englischen HandMade Films) einer der ersten aus einer Reihe von ganz anderen Indianerfilmen.

„Powwow Highway“ ist ein Road Movie „wie aus alten Zeiten“, (Presseinfo). Tatsächlich wirkt der Film ein wenig altmodisch - so wie der ramponierte Gebrauchtwagen, in dem Buddy Red Bow und Philbert Bono aus dem Lame Deer Reservat in Montana nach Santa Fe juckeln. Und wie bei dem Buick der Rost herunterblättert und der Auspuff abfällt, so ist der Film auch ein wenig holperig: Wenn sich ein Messer dicht am Kopf des weißen Rassisten in die Wand bohrt, kann man genau die Schnur, an der es hängt, erkennen.

Keine cineastische Großtat also, aber ein sympathischer und witziger Film, der den beiden Hauptdarstellern A Martinez und Gary Farmer viel Raum läßt. Mit ihnen fährt man gerne neunzig Minuten lang im Kinosessel zur Musik von U2 und Creedence Clearwater Revival durch Amerika, die indianische Gegenwart und ihre Mythen.

Road Movies feiern immer Männerfreundschaften, und so geht es auch in „Powwow Highway“ in erster Linie darum, wie die beiden völlig gegensätzlichen Cheyenne Buddy Red Bow und Philbert Bono sich zusammenraufen. Red Bow ist ein zorniger politischer Aktivist, der den Stamm gegen die das Reservat auf Bodenschätze hin plündernden Konzerne organisieren will. Philbert ist ein wohlbeleibter sanfter Träumer, der den alten Traditionen des Stammes verhaftet ist, und ausgerechnet einen Werbefilm für Gebrauchwagen als Zeichen sieht, sich ein Streitpony - den klapprigen Buick - zu besorgen, damit die mystischen Stätten des Stammes zu suchen, und auf abenteuerlichen Weg zum großen Krieger zu werden.

Einer der Vorteile des Road Movie ist es, daß ohne große dramaturgische Anstrengungen immer neue Nebenfiguren eingeführt, und wieder verlassen werden können: der vergnügungssüchtige Trinker, der kaputte Vietnamveteran, ein Aktivist, der aufgibt und in eine öde Vorortsiedlung zieht, und die Ehefrau eines Weißen, deren Kinder nicht mehr wissen, zu welchen Stamm sie gehören - eine ganze Reihe von Indianern also, die auf ganz unterschiedliche Art im Amerika des weißen Mannes leben.

Und fürs Finale greift Regisseur Jonathan Wacks dann tief in die uralte Trickkiste der Filmmärchen. Alles wird gut, nur das „Warpony“ bleibt auf der Strecke. Ein wirklich sinnigen Schluß also für ein Road Movie: Auto kaputt Film aus. Wilfried Hippe

Schauburg, 21.00 Uhr

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