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Mao-Zedong-Ideen wieder hervorgekramt

■ Alles andere „angefault und rückständig“ / Taiwans Botschaft in Bonn hat 2.000 chinesischen Studenten Pässe ausgestellt

Peking (dpa/afp/taz) - Die Säuberungswelle in der kommunistischen Partei Chinas (KPCh) schwappt nun auch auf die Verlage des Landes über. Als Vorbild für das Großreinemachen sollen die Vorstellungen von Mao Zedong zum kulturellen Schaffen herangezogen werden, die der „große Steuermann“ vor 50 Jahren verfaßt hat. In einem Artikel der parteiamtlichen Pekinger 'Volkszeitung“ hieß es dazu bereits am Dienstag, „eine der Hauptaufgaben“ der künftigen Kulturpolitik sei es, „schlechte Bücher, Zeitschriften und Videokassetten“ von den Buchmärkten zu verbannen und Verlagen zu verbieten, „schlechte kulturelle Erzeugnisse“ zu publizieren.

Nach Angaben chinesischer Intellektueller sind viele Bücher der jetzt verfolgten chinesischen Intellektuellen und Dissidenten davon befroffen. Nach der 'Volkszeitung‘ sollen alle Kulturschaffenden wieder zu den Grundsätzen Maos zurückkehren, nach denen die Kultur dem Volk zu dienen habe. Demnach müsse jegliche künstlerische Äußerung für die breiten Massen verständlich sein und den Fortschritt der Gesellschaft vorantreiben. Ähnliche Prinzipien wurden für den kulturellen Austausch mit dem Ausland aufgestellt. Nur solche künstlerischen Werke dürften in China „aufgenommen“ werden, die einer marxistischen Beurteilung standhalten und „einen günstigen Einfluß“ auf Chinas nationale Kultur ausüben. Alles andere, so heißt es weiter, „angefaulte, rückständige Kultur“, die nur „verurteilt, verneint und weggeworfen“ werden sollte.

Gleichzeitig versicherte Chinas neuer KP-Chef Jiang Zemin jedoch, Pekings politische Vision von „einem Land, zwei Systemen“ werde Hongkong, Großbritannien und anderen Ländern zugute kommen. Das Prinzip stimme mit den grundlegenden Bedürfnissen der britischen Kronkolonie und Chinas nach der Angliederung des Territoriums an die Volksrepublik 1997 überein. An Hongkong, Macau und Taiwan gerichtet, sagte Jiang Zemin: „Wir praktizieren unseren Sozialismus, und ihr praktiziert euren Kapitalismus.“

Nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking am 4.Juni scheinen sich aber viele Chinesen in der Bundesrepublik auf dieses Lippenbekenntnis nicht mehr verlassen zu wollen. 2.000 von den 4.000 hier leben Studenten, Professoren und Wissenschaftler haben taiwanesische Pässe bekommen. Dadurch solle verhindert werden, daß die Chinesen, die nicht in die Volksrepublik zurückkehren wollen, nach Ablauf der Gültigkeit ihrer Pässe als Staatenlose oder Asylbewerber in Deutschland leben müssen.

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