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Bombenterror geht weiter

■ Diesmal konnte ein Sprengsatz im Kaufhaus Wertheim entschärft werden / Bisher wurden drei Sprengsätze in Kaufhäusern gefunden / Die Polizei vermutet in allen Fällen gleiche Täter, tappt aber beim Motiv im dunkeln

Der Bombenterror gegen Berliner Kaufhäuser geht weiter: Knapp eine Woche nach einer Bombenexplosion in der Spielzeugabteilung von Hertie in Neukölln wurden in zwei weiteren Kaufhäusern am Mittwoch und Donnerstag Sprengsätze entdeckt. Sie konnten vor einer Explosion entschärft werden. Bei der Suche nach den Tätern tappt die Polizei nach eigenen Angaben noch im dunkeln.

Gestern entschärfte die Polizei eine Bombe, die in der Lebensmittelabteilung von Wertheim am Kurfürstendamm unter einem Saftregal gefunden wurde und die hinter zwei Flaschen versteckt war. Das Kaufhaus war zeitweise gesperrt worden. Der Leiter des Staatsschutzes Hans Kaiser sagte, die Bombe ähnele fast aufs Haar einem Sprengsatz, der am Vortag bei Hertie im Bezirk Charlottenburg gefunden und unschädlich gemacht wurde.

Alle drei Bomben stammen nach den Worten von Kaiser vermutlich von dem gleichen Täter oder Täterkreis. Über das Motiv herrsche Rätselraten. Die Täter hätten den militärische Sprengstoff TNT, der vermutlich aus alten Granaten stammte, in Kästchen aus Aluminium-Spritzguß gelegt und mit einen elektronischen Zünder verbunden. Die massiven Kästchen von der Größe einer Zigarillo-Schachtel hätten mit vier Maschinenschrauben gehaltene Deckel. Sie stammten vermutlich aus dem Antennenbau. Jedes Kästchen, das 120 Gramm TNT enthalten habe, sei mit dunkelroter Veloursfolie umwickelt gewesen.

Kaiser sagte, die Heimtücke der Täter sollte alle Berliner zur Mithilfe bei der Aufklärung bewegen. Die erste Bombe war am vergangenen Freitag in unmittelbarer Nähe eines fünfjährigen Kindes explodiert, das unverletzt blieb. Die beiden übrigen Bomben konnten aufgespürt werden, weil die Täter der 'BZ‘ per Post maschinenschriftliche Warnungen schickten.

Fest stehe, daß die beiden nacheinander beim Postamt 11 verschickten Bombendrohungen von ihrem fehlerhaften, maschinenschriftlichen Text her identisch seien, hieß es. Der Bombenleger, der sogar eine Transportsicherung in den Sprengsatz einbaute, wird als Profi eingeschätzt. Der Staatsschutz schloß nicht aus, daß die Bomben bereits seit Tagen an ihrem Platz gelegen haben. Bei dem zuletzt aufgefundenen Sprengkörper habe die Diode noch geleuchtet, die Zündbereitschaft angezeigt habe. Die Zünder könnten dennoch schadhaft gewesen sein.

Die Polizei schloß aus Vorsicht die Lebensmittelabteilung, um die Bombe sicherzustellen. Weitere Kaufhäuser werden derzeit nach den Worten von Kaiser diskret durchsucht. Der Bombenterror bereite der Polizei „gewisse Sorge“, auch Querverbindungen zur früheren Kaufhausanschlägen mit erpresserischem Hintergrund könnten nicht ausgeschlossen werden.

Bereits im März war im KaDeWe, das ebenfalls zum Hertie -Konzern gehört, eine Bombe explodiert. Damals entstand Sachschaden. Der Sprengkörper im Kaufhaus Wertheim wurde nach Polizeiangaben mit Hilfe eines Wassergewehres entschärft. Dabei wird unter Verwendung einer Treibladung ein halber Liter Wasser mit enormem Druck auf die Bombe abgeschossen. Der Wasserstrahl zerlegt den Kasten in Sekundenschnelle und macht sämtliche Zündkabel unbrauchbar.

dpa/ap

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