Erneuter Streit um Fahrpreiserhöhung

■ Senat will ÖPNV jetzt teurer und später besser machen / SPD-Fraktionchef Dittbrenner will es umgekehrt

Der Öffentliche Personennahver kehr soll besser und gleichzeitig teurer werden. Teurer bereits zum 1. Oktober oder spätestens zum 1, Januar 1990, besser langsam und schrittweise bis ins nächste Jahrtausend. So läßt sich das Ergebnis zusammenfassen, das

die Arbeitsgruppe Öffentlicher Personennahverkehr in etwa viermonatiger Arbeit erreichte, jetzt dem Senat zur Beschlußfassung vorliegt und vom Weser Kurier gestern veröffentlicht wurde.

Bereits im letzten Jahr sollten die Preise für Bahn und Bus ange

hoben werden. Damals legte sich die SPD -Bürgerschaftsfraktion quer und verlangte, zunächst über Verbesserungen im ÖPNV, statt über Preiserhöhungen nachzudenken.

Erstes Denkergebnis: Mit einem Sonderprogramm von zehn Millionen Mark sollen Bahnen und Busse Vorfahrt auf der Straße erhalten. Eigene Busspuren und Bahntrassen sollen eingerichtet, Behinderungen abgebaut und mehr Ampelanlagen errichtet werden, die beim Kommen einer Bahn automatisch auf Grün umschalten. Maßnahmen, die zum Teil nicht neu sind. Bereits 1987 war ein solches Programm mit 50 Maßnahmen aufgelegt worden. Davon wurden bis heute nur 26 umgesetzt.

Zweites Denkergebnis: Bis 1995 sollen 196 Busse und 20 Straßenbahn angeschafft werden, allesamt in der behindertenfreundlichen Niederflurtechnik. Kostenpunkt: 177,9 Millionen Mark. Eine Investition, mit der sich auch Finanzsenator Grobecker anfreuden wird, gibt es doch dafür Bundeszuschüsse.

Gar nicht erfreut ist Grobecker über das dritte Denkergebnis: Die Arbeitgruppe möchte, daß Bahnen und Busse abends wieder häufiger und länger fahren, auf den Hauptstrecken alle 15 statt bisher alle 20 Minuten und am Wochenende nachts bis ein Uhr. Dagegen hat Grobecker bereits schriftlich Widerspruch eingelegt. Damit würden 2,5 Millionen jährlich zusätzlich ausgegeben und mehr als

die Hälfte der zusätzlichen Einnahmen gleich wieder verbraucht, argumentiert der Finanzsenator.

4,2 Millionen Mark Mehreinnahmen sind Denkergebnis Nummer vier: Die sollen durch eine Anhebung der Preise für Bremer Karte und Bremer Kärtchen erreicht werden. Die Bremer Karte soll künftig 45 statt wie bisher 40 Mark kosten, das Bremer Kärtchen von sechs auf acht Mark angehoben werden. Wenn der Senat dem Papier zustimmt, muß auch für Schülermonatskarten künftig tiefer in die Tasche gegriffen werden. Um drei Mark soll das Ticket auf 33 Mark verteuert werden. Damit wird die als Umweltkarte eingeführte Bremer Karte ein Stück weniger attraktiv. Denn die Einzelfahrscheine und Sammelkarten werden nicht teurer.

Denkergebnis Nummer drei weist in die weite Zukunft. Drei Großprojekte haben die kleine Chance bis zum Jahr 2.000 verwirklicht zu werden. Erstens soll die Linie zwei zur Stadtbahn ausgebaut werden, die dann ohne Störungen durch Autos von Gröpelingen bis Sebaldsbrück durchsausen könnte, zweitens soll eine Straßenbahnlinie zur Uni und weiter bis Borgfeld verlängert werden, und drittens soll nach Bremen -Nord eine Schnellbus-Linie eingerichtet werden. Senatsdirektor Manfred Osthaus, der in dem ÖPNV-Ausschuß federführend war, will die Planungen zwar möglichst „kurzfristig anpacken“, mag zur Zeitperspek

tive aber nur soviel sagen: „Das soll in diesem Jahrtausen fertig werden.“

Die Grünen haben sich gestern bereits gegen eine Erhöhung der Bremer Karte ausgesprochen: „Ausgerechnet der Renner der letzten Jahre, mit dem die BSAG zusätzliche Kunden gewonnen hat, soll teurer werden“, empört sich die Bürgerschaftsabgeordnete Irmgard Jahnke.

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Und auch SPD-Fraktionschef Claus Dittbrenner reiht sich wieder in die Front der Preiserhöhungskritiker ein: „Ich habe damals gesagt, Preise erhöhen steht nicht am Anfang der Diskussion, sondern am Ende. Es wird nicht erhöht und dann diskutiert.„Eine Fraktionsarbeitsgruppe soll stattdessen prüfen, wie die vorgeschlagenen Verbesserungen verbessert und möglicherweise schneller umgesetzt werden können. Und auch der SPD-Vorstand will jetzt noch keine Tariferhöhung, sondern erst eine Diskussion um Verbesserungen bei Bahn und Bus.

hbk