Wieder Bombe gefunden

■ Vierter Anschlag gegen Hertie-Kaufhaus, diesmal gegen das KaDeWe am Wittenbergplatz

Die Serie von Sprenstoffanschlägen gegen Kaufhäuser des Hertie-Konzerns reißt nicht ab. Gestern fanden Angestellte des KaDeWe am Wittenbergplatz gleich zwei Sprengsätze, die beide entschärft werden konnten. Während der Entschärfung wurde das Kaufhaus nicht gesperrt, sondern nur die jeweiligen Abteilungen wurden vom Publikum freigehalten, teilte die Polizei mit.

Nach Angaben der Polizei wurden beide Sprengsätze während einer „profilaktischen Suche“ von Angestellten des Hauses entdeckt. Die erste Bombe wurde gegen 10.15Uhr in der Haushaltwarenabteilung im vierten Stock unter einem Besen gefunden. Wegen der bislang unbekannten Machart - der Sprengsatz war in eine Zigarettenschachtel eingebaut - wurde das Objekt von Feuerwerkern zum Sprengplatz Grunewald gebracht und dort entschärft. Dabei stellte sich heraus, daß die Schachtel lediglich mit Buttersäure, Pulver und einem Zünder gefüllt war.

Dieser Sprengkörper habe nach Ansicht der Polizei „sicherlich keinen Zusammenhang“ mit der Serie von Bomben, die die Stadt seit fast zwei Wochen beunruhigt. Anders dagegen bei dem am Nachmittag gegen 15Uhr ebenfalls in der vierten Etage entdeckten Spengsatz: Wie die drei vorangegegangenen Bomben bestand er aus einem Spritzgußkasten, dem Sprengstoff TNT, einer selbstgebrauten Explosivmischung, einer Batterie und einem Digitalwecker. Die rund 120 Gramm TNT stammen nach Erkenntnissen der Polizei wahrscheinlich aus alten Granaten.

Weil das KaDeWe von den Angestellten bereits vor wenigen Tagen durchsucht wurde, gehen die Ermittler davon aus, daß die Bombe erst kurz vor ihrer Entdeckung deponiert worden war.

Bei der Suche nach möglichen Tätern und Motiven tappt die Polizei immer noch im dunkeln. Der Bombenleger wird als „Profi“ eingeschätzt. Geforscht wird gegenwärtig, woher die Bauteile der Bomben stammen. Die Spritzgußkästen werden im Antennenbau und in der Hochfrequenztechnik verwendet, ergaben die Ermittlungen. Produziert wurden die Kästen von einem im Weserbergland ansässigen Unternehmen, das aber inzwischen den Betrieb eingestellt haben soll.

Eine Bombe desselben Typs war am Freitag vor einer Woche in der Spielwarenabteilung der Neuköllner Hertie-Filiale explodiert. Ein kleines Kind, das in unmittelbarer Nähe des Explosionsortes stand, war dabei unverletzt geblieben. Zwei weitere Sprengsätze bei Wertheim am Tauentzien und Hertie in Charlottenburg wurden vor der Explosion gefunden, nachdem die Täter vorab eine Springer-Zeitung informierten.

gn