piwik no script img

EG-Kommission schützt deutsche Brutplätze

Auf Antrag deutscher Naturschützer will die EG-Kommission die Eindeichung der Leybucht gerichtlich stoppen  ■ I N T E R V I E W

Die Europäische Kommission in Brüssel will mit einem Eilantrag beim Europäischen Gerichtshof die Eindeichung der Leybucht nordwestlich von Emden stoppen. Erstmals stellt sich die Kommission damit entschieden auf die Seite des Naturschutzes. Auf Ersuchen des World Wide Fund for Nature (WWF) hatte die Kommission bereits Klage gegen die Bundesrepublik, hier die CDU- Regierung Niedersachsens, erhoben, weil gegen die verbindlichen Europäischen Vogelschutzrichtlinien verstoßen werde. Jetzt folgte Brüssel auch der Bitte des Deutschen Naturschutzringes, einen Baustopp in der Leybucht durchzusetzen. Die Taz sprach mit Sylvia Bachert, Biologin, von der Wattenmeerstelle des WWF in Bremen.

taz: Wenn ein Baustopp verhängt werden soll, muß es auf der Baustelle schon rund gehen. Wie sieht es zur Zeit dort aus?

Sylvia Bachert: Im Moment wird dort eine Nase ins Wattenmeer hineingezogen, wodurch das Hinterland entwässert werden soll. Es gibt aber momentan Finanzierungsprobleme, der Bau geht nicht zügig weiter. Das trifft sich gut mit der Klage, denn so bleiben möglicherweise noch einige Monate Zeit, zu retten, was jetzt nach Beginn der Baumaßnahmen noch zu retten ist.

Welche Vögel halten sich in der Leybucht auf?

Durch die Eindeichung werden Brutplätze der größten Kolonie der Säbelschnäbler zerstört. Dort brüteten in der letzten offenen Bucht rund tausend Paare. Dem Deichprojekt fallen auch die Rastplätze von 100.000 Wattenvögeln, von Gänsen und Enten zum Opfer.

Seit wann läuft diese Auseinandersetzung?

Der erste Brief ging schon 1984 an die EG-Kommission. Das waren die Ansprechpartner, weil die Leybucht Vogelschutzgebiet ist und damit unter europäisches Vogelschutzrecht fällt, was auch bindend für die Bundesregierung ist.

Wie wurden die Baumaßnahmen denn begründet?

Die Regierung sagt, der Damm sei wichtig für die Sicherheit der Menschen hinter dem Deich. Aber die Argumente widersprechen sich. Die Deichbauer vertreten in der Regel, eine kürzere Deichlinie würde die Sicherheit erhöhen. Hier ist es umgekehrt: die Deichlinie soll verlängert werden. Wir haben eine Reihe von Vorschlägen gemacht, die die Baumaßnahmen auf ein vertretbares Maß beschränken sollte ohne Erfolg.

Die Schutzstation Wattenmeer und das Naturkundliche Infozentrum Sylt weisen auf Aktionen am folgenden Wochenende auf allen Inseln hin, die an die Menschenkette im vorigen Jahr erinnern sollen.

Das Gespräch führte Wieland Giebel

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen