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GESCHLECHTERAKROBATIK

■ „Circ Perillos“ zeigt „Volatil“

Lautes Vogelgezwitscher vom Band, Club-Med-Shirts auf jungen, schon gebräunten Körpern, Alternativtouristen, daran zu erkennen, daß sie die Sprache des Landes, das sie heimsuchen, in gröbsten Zügen beherrschen, über allem Goldelses Arsch im kalten Blau der Vollmondnacht - Licht! „Circ Perillos“.

Zwei Frauen so zwischen Russ Myer und Wildkatze kämpfen sich durchs Netzgewirr in die Arena, fischen nach ein paar Lockerungsübungen ein weibliches Publikum aus der Menge und sperren es in einen Käfig. Zwei spanisch behaarte Männer, parsivaldumm, springen breitbeinig und messerwetzend ins Rund, gieren nach dem verlegen lächelnden Publikum im Käfig und werden von Russ Myer ganz schnell eines Besseren belehrt. Gerade noch Rivalen, vereinen sie sich im wechselnd glücklichen Kampf gegen das andere Geschlecht und um das immer lächelnde Hintergitterpublikum. Weibliche Intelligenz unterliegt männlicher Ausdauer, die Frauen ruhen wohl hinten ein wenig, während das lächelnde Publikum komisch befreit wird. Aber bevor es zur männlichen Beute verkommt, sind die Kampffrauen wieder zur Stelle, und das lächelnde Publikum wird umständehalber ins lachende Restpublikum abgegeben. Mann greift nach Frau und landet unglimpflich, Mann greift nach Schatz und verbrennt sich die Finger, Mann fürchtet Frau, Frau greift nach Mann, Mann ziert sich fliehend, Frau erobert Mann, andere Frau tritt dazwischen, Frauenfeindschaft, Männerflucht, erstarkte Frauensolidarität, Griff nach männlichem Publikum. Männerrivalität, Frauen befreien männliches Publikum aus Männerklauen, äugen nach neuem Opfer, werden dabei überrumpelt, huckepack genommen und haben verloren, weil Ende der Vorstellung.

Das alles spielt sich selten auf dem Boden, meistens in der Luft ab, in einem scheinbar undurchdringlichen Gewirr aus Gerüstbogen, Seilen und Netzen. Aber die Akteure beherrschen diese Szenerie gewandt im Tempo Aberwitz. Man kann auch sprechen, wenn man mit den Händen an den Beinen des Partners hängt, der wiederum in einem Netz hängt. Der „Circ Perillos“ beherrscht markante Stichworte des Dialogs deutsch, die Alternativtouristen übersetzen den Rest freudig und pünktlich ihren Nachbarn, so daß auch dem gänzlich Fremden nichts entgeht.

Die Bezeichnung Circ vor Perillos führt in die Irre. „Volatil“ ist ein in die Länge gezogener akrobatischer Akt, in eine kurzweilige Länge allerdings.

Berauschend das technische Equipment, das bei den anderen Veranstaltungen eher zu wünschen übrig läßt. Ein Fehler in der Organisation, oder wieso das Ungleichgewicht?

Auch dieser Zirkus übrigens gibt keine Antwort auf die bevorstehenden Änderungen der Alten Welt. Wie sollte er. Das ist Gewäsch aus einem Veranstaltungskalender.

Thomas Keck

Termine siehe Programmteil

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