Interdisziplinäre Alternativforschung

■ Projekt-Tutorienprogramm der FU läuft an / 61 StudentInnen- Projekte bewilligt / Professorale „U-Boote“ rechtzeitig enttarnt

„Natürlich waren auch einige U-Boote darunter“, gibt Peter Grottian zu. Gemeint sind HochschullehrerInnen, die ihre StudentInnen vorschickten, um an Mittel aus dem neueingerichteten Projekttutoren-Programm an der Freien Universität zu kommen. Doch in der Regel sei es der Zentralen Tutorenkommission gelungen, solche professoralen Täuschungsversuche erfolgreich zu enttarnen - zumal sie in der Regel nicht allzu geschickt eingefädelt waren. Die 1,3 Millionen Mark, die die FU im Haushalt 1990 für das neue Programm zur Verfügung stellen will, sollen nämlich auf keinen Fall für reguläre Fachbereichsaufgaben, etwa traditionelle seminarergänzende Tutorien, verwendet werden. Fördern wollte die Kommission schließlich nicht die HochschulprofessorInnen, sondern Ansätze von StudentInnen sowie Themen und Bereiche, die in Forschung und Lehre bislang an den Hochschulen nicht vertreten sind. Im ersten Bewilligungsdurchgang sind nun 61 Projekte mit insgesamt 132 Tutorenstellen genehmigt worden. Die ersten Arbeitsverträge werden am 1.August in Kraft treten.

Gestern stellten sich fünf der ausgewählten Projekte der Öffentlichkeit vor. So wird es bei den Veterinärmedizinern im Wintersemester ein Projekt geben, das sich mit alternativen Therapiemethoden, wie Homöopathie und Akkupunktur, in der Tierheilkunde beschäftigt. „Können Tiere lachen“, wird auch eine Frage für das „kritisch -interdisziplinäre Humorforschungsprojekt“ sein. In der Tradition einer „fröhlichen Wissenschaft“ wollen die StudentInnen sich „universalhistorisch und mundwinkelgrinspraktisch“ mit dem Forschungsgegenstand Humor auseinandersetzen. Andere Projekte beschäftigen sich mit „Chancen und Risiken der Gentechnologie“, dem Umgang mit jüdischer Geschichte oder der Stellung der Frau in der koreanischen Gesellschaft. Von Feminismus bis Videozeitung erstreckt sich das Spektrum der geförderten Projekte.

Nicht alle StudentInnen sind jedoch zufrieden mit der Auswahl der zentralen Tutorienkommission. Kritisiert wurde bereits im Vorfeld, daß nur Anträge, die von HochschullehrerInnen formal betreut werden, zugelassen wurden. Manche autonomen Seminare, so erklärte ein Studentenvertreter, hätten deshalb keine Anträge auf Förderung gestellt. Bei einem weiteren Durchgang sollten deshalb ausschließlich Anträge von StudentInnen-Gruppen berücksicht werden, fordern sie.

-guth